Deutsche abhängig Beschäftigte leisten 1,8 Mrd. Überstunden

Frauen
55 und mehr Stunden pro Woche
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45 bis 48 Stunden pro Woche
48 bis 55 Stunden pro Woche
55 und mehr Stunden pro Woche

Rot = Gesamt orange = Männer hell orange = Frauen

Die Klasse der abhängig  Beschäftigten im Lande leisten trotz Massenarbeitslosigkeit von Millionen auf der anderen Seite der Beschäftigungsrealität 1,8 Millionen Überstunden im Jahr. Eine Milliarde davon sind unbezahlt, teilt die Bundesagentur für Arbeit mit.

Statistisch gesehen arbeitete 2015 jeder Beschäftigte 46,8 Stunden länger als vereinbart, schreibt die "Saarbrücker Zeitung". Das entspreche mehr als einer Arbeitswoche. Unbezahlte Überstunden leisten nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln (IW) vor allem Hochqualifizierte.

Nach den Angaben fielen im letzten Jahr 816,2 Millionen bezahlte und 997,1 Millionen unbezahlte Überstunden an. 2014 waren es mit 797,7 Millionen entlohnten und 993,4 Millionen nicht entlohnten Überstunden weniger gewesen. Auch 2013 fielen insgesamt weniger Überstunden an.

Genau das kritisiert Annelie Buntenbach, Mitglied des Vorstandes des Deutschen Gewerkschaftsbundes: "Fast eine Milliarde unbezahlter Überstunden sind ein Skandal, der schnell beendet werden muss." Wer schon mehr leistet, als er muss, soll dafür wenigstens entlohnt werden, so Buntenbach gegenüber der "Saarbrücker Zeitung".

Bei einer 40 Stunden-Woche wären es über 540.000 Arbeitsplätze, die statt dieser Überstunden geschaffen werden könnten. Stattdessen wir einmal mehr munter von unten nach oben umverteilt. Bei einer 35 Stunden Woche eären es noch mehr.

Doch die Kapitalistenklasse scheut die weiteren Sozialabgaben für eine Neu-Einstellung, die dazu kommen und schafft dann im Zweifelsfalle lieber prekäre Beschäftigung statt Vollzeitjobs.

 Sabine Zimmermann von der Linken ( MdB) meint  laut Saarbrücker Zeitung dazu:

"Mehr unbezahlte als bezahlte Überstunden und selbst wenn wir nur vom Mindestlohn ausgehen würden, verweigern die "Arbeitgeber" (incl. Sozialversicherung) den "Arbeitnehmern" über eine Mrd. Euro Überstundenvergütung. "Deutschland würde ein wahres Jobwunder erleben, wenn die Unternehmen, statt Überstunden zu verlangen, Stellen einrichten würden." Wenn eine Belegschaft dauerhaft Überstunden mache, sei das ein Zeichen für eine dünne Personaldecke, Arbeitsverdichtung und zunehmendem Stress. Im Vergleich zum Jahr 2014 habe die Zahl der Überstunden sogar zugenommen - sowohl die der bezahlten, als auch der unbezahlten. Das sei ein deutliches Zeichen.

Umgekehrt ist die Frage erlaubt, in wie vielen Fällen wird eigentlich kein Mindestlohn gezahlt, weil der Lohn eigentlich auf deutlich mehr Stunden verteilt werden müsste? Statt notwendige Stellen zu schaffen, werden einmal mehr "Arbeitnehmer*innen" ausgebeutet, eine Schande für dieses reiche Land."

Es sind immer die Gleichen, die mehr arbeiten, als in ihrem Arbeitsvertrag steht. Wie der aktuelle Arbeitszeitmonitor des Vergütungsdienstleisters Compensation Partner GmbH zeigt, machen zum Beispiel Männer tendenziell mehr Überstunden als Frauen. So machen 39 Prozent der Frauen in einer Woche bis zu fünf Extrastunden. Bei den Männern arbeiten 61 Prozent bis zu fünf Stunden länger. Aber: Unter den Arbeitnehmern, die auch mal 26 bis 30 Überstunden pro Woche leisten - also pro Tag fünf bis sechs Stunden dranhängen, sind 80 Prozent Männer. Die sind vermutlich Unternehmensberater bei einer der großen Kanzleien. Diese Herrschaften sind nämlich Überstunden-Spitzenreiter. Sie bekommen dafür aber auch in der Regel ein entsprechendes Schmerzensgeld.