Wenigstens 200 sexuelle Übergriffe auf dem Oktoberfest jährlich - meist sind es bio-deutsche Täter

Auch um den teils erfundenen und juristisch in der Regel nicht bestätigten Ausfällen nach der Kölner Silvesternacht  etwas entgegenzusetzen, wird immer wieder auf das Oktoberfest verwiesen.

Fast alle Verdächtigen wurden wegen der Vorfälle in Köln angeblicher Sexualdelikte freigesprochen. 

Eine feministische Bloggerin sprach im Frühstücksfernsehen von 200 sexuellen Übergriffen pro Wiesn in München. Die Zahl, die aus einem alten taz-Artikel stammte kursiert im Netz.

Vor mehr als sechs Jahren gab es einen Artikel in der Taz, in dem zwei solcher Zahlen stehen. Es ging um die sexuellen Übergriffe während des Münchner Oktoberfestes. Dort stand: „Rund 10 Vergewaltigungen pro Oktoberfest gehen in die Statistik ein – die Dunkelziffer wird auf 200 geschätzt.“

Eine studierte Sozialpädagogin betreut zusammen mit 50 haupt- und ehrenamtlichen Kolleginnen die Aktion "Sichere Wiesn für Mädchen und Frauen". Seit 13 Jahren stemmen drei Münchner Frauenschutzvereine dieses Projekt für Frauen, die auf dem Oktoberfest vergewaltigt wurden, die betrunken nicht mehr nach Hause finden, ihre Freunde, die Schlüssel oder die Orientierung verloren haben. Rund 200 Klientinnen finden jedes Oktoberfest bei der Aktion Hilfe - aus unterschiedlichsten Gründen.

Nun muss man feststellen und auch  zugeben, dass es natürlich auch auf dem Münchner Oktoberfest immer wieder zu Vergewaltigungen kommt und das natürlich auch ohne Beteiligung von „Flüchtlingen“.

In den letzten Jahren wurde beispielsweise eine betrunkene Koreanerin auf dem Kotzhügel von Deutschen mehrfach vergewaltigt.

Und das ist leider zu Beginn des Festes auch in diesem Jahr  bereits am Anfang der Wiesn wieder  passiert, wie der Focus jetzt schreibt:

14.07 Uhr: Die Polizei hat am ersten Tag der Wiesn eine Vergewaltigung verhindert. Laut Polizeibericht stellten kontrollierende Beamten ein küssendes Pärchen in der Nähe der Schaustellerstraße fest. Den Beamten kam die Situation jedoch komisch vor, woraufhin sie noch einmal zurück gingen, um nach dem Rechten zu sehen.

Inzwischen war die Frau schon unterhalb der Hüfte nackt und der Mann wollte sie augenscheinlich vergewaltigen. Da die Frau, eine 21-jährige Koreanerin, aufgrund ihrer Alkoholisierung offensichtlich nicht in der Lage war die Situation zu begreifen, zogen die Beamten den Mann, einen 32-jährigen Türken, von der Frau weg. Der 32-Jährige wurde festgenommen und auf die Wiesn-Wache gebracht.

Unter anderem ging es  in Studien um die vielzitierte Dunkelziffer von Vergewaltigungen auf dem Oktoberfest im Zusammenhang mit den sexuellen Übergriffen in Köln.

Wir haben diskutiert und verschiedene europäische Studien zum Thema verglichen. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass bei Vergewaltigungen das Dunkelfeld zehn bis zwanzig mal so groß ist ist wie die tatsächlich angezeigten Straftaten.

Wie ist die Lage auf dem Oktoberfest?

Wir gehen von ähnlichen Werten aus, haben aber insbesondere Täter, die das Opfer nicht persönlich kennen. Hinzu kommen viele Frauen aus dem Ausland, die möglicherweise wegen geringer Aufenthaltszeit oder Sprachbarrieren keine Anzeige erstatten.

In den Dunkelfeldstudien geht es hingegen nicht nur um sexuelle Gewalt im öffentlichen Raum, sondern auch um Taten im sozialen Nahraum, also Vergewaltigungen in Partnerschaften, der Familie oder der Ehe. Eine Untersuchung explizit auf dem Oktoberfest wäre sehr aufschlussreich.

Die Zahl der Anzeigen schwankt von Jahr zu Jahr, insgesamt weniger geworden sind die Übergriffe nicht. 2015 gab es 20 Anzeigen aufgrund von Sexualdelikten, darunter eine versuchte Vergewaltigung.

Dann käme man demnach  mit den Schätzungen aus Studien auf ein Dunkelfeld von 200-400 sexuellen Übergriffen für das Jahr 2015.

Wie äußert sich sexualisierte Gewalt auf dem Oktoberfest?

Bestimmte Formen sexueller Gewalt gelten immer noch als Kavaliersdelikt. Einen Griff an den Po oder ein Bedrängen in einer Menschenmenge kann das Opfer zwar anzeigen, aber es wird nicht weiter verfolgt. Das Gesetz spricht von Nötigung und die muss in irgendeiner Form mit Bedrohung einhergehen oder eine Vergewaltigung sein. Alles was „darunter“ liegt, wird strafrechtlich nicht verfolgt.

Sexuelle Gewalt findet überall statt. Jede Frau kann betroffen sein, aber auch Männer kann es treffen. Das Oktoberfest wie auch andere Großveranstaltungen, etwa Festivals, scheinen manche für eine moralfreie Zone zu halten. Dort treten gesamtgesellschaftliche Mechanismen wie etwa die Bagatellisierung von sexuellen Übergriffen und Schuldzuweisungen gegenüber Frauen viel deutlicher zutage. Gemäß der Leserichtung: Das Opfer habe sich falsch verhalten oder das falsche angehabt und sei selber schuld.

Sie meinen „Victim-blaming“?

Ja, sogenannte Vergewaltigungsmythen. Frauen werden über alle Altersgruppen hinweg sexuell belästigt und vergewaltigt. Ebenso wenig schützt Kleidung vor sexueller Gewalt. Wir sagen immer, dass man dem Gesetz nach auch völlig nackt und besoffen über das Oktoberfest laufen können muss ohne angefasst zu werden. Schuld ist immer der Täter.

Wie ist ihre Bilanz aus zwölf Jahren Präventivarbeit gegen sexuelle Gewalt auf dem Oktoberfest?

Die Zahl unserer betreuten Klientinnen ist in zwölf Jahren kontinuierlich von 27 auf 200 angestiegen. Wir führen das auf den Umfang und die Bekanntheit unserer Aktion sowie unsere Öffentlichkeitsarbeit zurück. Inzwischen wissen viele Besucherinnen: „Wenn ich mich nicht sicher fühle, kann ich zum Security Point Sichere Wiesn“. Die Polizei arbeitet eng mit uns zusammen, ebenso bringen viele Privatpersonen, Gewerbetreibende von den Ständen und Bedienungen aus den Zelten Frauen zu uns, die Unterstützung brauchen.

Erhoffen Sie sich wegen der erhöhten Aufmerksamkeit zum Thema jetzt eine höhere Anzeigequote?

Ich hoffe, dass mehr Frauen die Täter anzeigen. In der Folge müssen aber auch Strafverfolgungsbehörden gut damit umgehen und den Frauen glauben. Mit reformierten Gesetzen alleine ist es nicht getan, der gesellschaftliche Blick muss sich verändern.

Was sagt die Polizeistatistik?

Veröffentlicht die Polizei München etwa eine Zahl von 147 Vergewaltigungen im Jahr 2014, sind das nicht jene, die in dem Jahr verübt worden sein sollen, sondern jene, zu denen die Ermittlungen in diesem Jahr abgeschlossen wurden. Für das Jahr 2014 stammen von den 147 Vergewaltigungen in der Statistik 81 aus den Jahren davor.

Bei den Zahlen zum Oktoberfest ist es wieder anders. In den Wiesn-Reporten, den vorläufigen Abschlussberichten zur Sicherheitslage auf dem Oktoberfest, die uns seit dem Jahr 2005 in gedruckter Form vorliegen, wird grundsätzlich nur von den bis zur Veröffentlichung angezeigten Fällen gesprochen. In der Regel gibt die Polizei die Reporte am letzten Oktoberfesttag heraus.

Im Jahr 2015 ist dort von einer versuchten Vergewaltigung die Rede, 2014 von zwei Vergewaltigungen, 2013 ebenso, 2012 von vier.

Diese Zahlen beziehen sich nur auf das Festgelände, erklärt Werner Kraus von der Münchener Polizei. Also die 34,5 Hektar der für das Fest genutzten Fläche der Theresienwiese.

Nicht Teil der Statistiken sind demnach: Jene Frauen, die erst nach dem Erscheinen der Reporte so eine Tat anzeigen, und die, die auf dem Heimweg angegriffen werden.

In den früheren Jahren, auch in denen vor dem taz-Artikel, wurden in den Wiesn-Reporten auch Vergewaltigungen angegeben, die sich auf den Bereich um das Festgelände oder den Heimweg beziehen. Im Jahr 2006 sind vier Vergewaltigungen aufgeführt und zusätzlich sechs mit Wiesn-Bezug, 2007 sechs auf dem Oktoberfest und drei auf dem Nachhauseweg. Jeweils geht es nur um Anzeigen bis zum Ende des Festes.

Wie also erfährt man nun, wie viele Übergriffe es aufgrund des Oktoberfests – pro Oktoberfest – tatsächlich gab?

Die Kriminalstatistiker der Polizei München überließen uns eine Tabelle mit allen Zahlen über Anzeigen zu Vergewaltigung und sexueller Nötigung, deren Ermittlungen sie 2010 bis 2014 abgeschlossen hatten. Die Daten sind genauer und enthalten den jeweiligen Tatzeitpunkt.

Bleiben wir bei Vergewaltigungen. Das Jahr 2014 fällt als Berechnungsgrundlage aus, weil wohl noch viele Anzeigen hinzukommen werden. Die Statistik für 2015 gibt es noch nicht.

Nach Tatzeitpunkt ergeben sich für das Jahr 2013 wegen Vergewaltigung bisher 121 Anzeigen mit abgeschlossenen Ermittlungen. Also durchschnittlich 0,33 Vergewaltigungen in der Stadt München pro Tag. Über einen Zeitraum von 16 Tagen – so lange dauerte 2013 das Oktoberfest – wären also 5,3 Vergewaltigungen normal. Tatsächlich waren es im Zeitraum vom 21. September bis zum 6. Oktober 2013 aber 16 Fälle. Das sind rund 10,7 über der statistischen Norm.

In den anderen Jahren ergibt sich ein ähnliches Bild. Für das Jahr 2012 wären 6,56 Vergewaltigungen für 16 Oktoberfesttage statistisch normal. Tatsächlich waren es 16. Im Jahr 2011: 12 statt 6,61. 2010: 19 statt 8,24. Für die Jahre zuvor stehen uns die Zahlen leider nicht zur Verfügung.

„Das ist nun nicht mehr mit Zufall erklärbar“, sagt Walter Krämer, Leiter des Instituts für Wirtschafts- und Sozialstatistik an der Technischen Universität Dortmund, der auf die Berechnungen sah. Als Statistiker sagt er: Die Zahlen sind signifikant erhöht. Die Schwankungen in der Zeit des Oktoberfests hält er für beeindruckend. Eindeutig ein Effekt des Oktoberfests, sagt er.

 


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