Neue USA Schmuggel-Waffenroute von Albanien via Bulgarien für syrische Dschihadisten enttarnt

Die dubiose Firma Alguns Ltd. beliefert syrische Rebellen mit Waffen, die von US-Militärberatern ausgebildet werden. (Symbolbild)

Albaniens staatlicher Waffenvermittler hat 2015 umfangreiche Waffenbestände an eine bulgarische Firma im Dienste der USA verkauft, die anschließend nach Syrien gingen. Russische Medien sprachen mit dem bulgarischen Politikexperten Petar Tscholakow über die Praktiken.

Albaniens staatlicher Waffenvermittler hat 2015 über 17 Millionen Kugeln für Sturmgewehre, 350 Mörser und 40.000 Granaten an eine bulgarische Firma im Dienste der USA verkauft. Das dubiose Unternehmen Alguns Ltd. wird nun auch mit Waffentransfers nach Syrien in Verbindung gebracht. So soll die Gesellschaft syrische Rebellen mit Waffen beliefert haben, die von US-Militärberatern ausgebildet werden.

Die Firma wird auch mit einer tödlichen Explosion auf einem Schießstand in Bulgarien 2015 gebracht. Ein Mitarbeiter des Pentagon, der mit der Koordination der militärischen Logistik beauftragt war, verlor bei diesem Zwischenfall sein Leben.

Der Entscheidungsträger innerhalb der Alguns Ltd. ist Alexander Dimitrov. Dieser ist ein ehemaliger Geschäftspartner des in Bulgarien gefürchteten Gangsterbosses Boyan Petrakiew Borisow. Borisow trägt den Spitznamen "der Baron".

Das investigative Rechercheprojekt auf dem Balkan BIRN berichtete im März, dass die Verkäufe aus Albanien an den US-Ableger in Bulgarien den Wert von einer Million Euro weit überschritten. Demnach handelt es sich um chinesische und albanische Waffen und Munition, die mit vier Ausfuhrlizenzen an Bulgarien, einen NATO-Staat und Alliierten der USA, weiterverkauft wurden. Den Deal wickelten das staatlich gehaltene albanische Unternehmen für Militärimport und -export, MEICO, und Alauns bereits im Jahr 2015 ab.

Im gleichen Zeitraum engagierte das US Special Operations Command, USSOCOM, Alguns Ltd. als Subunternehmer. Das Kommando für Spezialoperationen der Vereinigten Staaten ist eine übergreifende Kommandoeinrichtung der US-Armee. Aus den Erkenntnissen des BIRN-Kollektivs geht hervor, dass die Amerikaner Alguns Ltd. in die Versorgungskette für militärische Ausrüstung syrischer Rebellen eingegliedert haben. Das Ziel soll dabei angeblich der Kampf gegen den "Islamischen Staat" sein.

In Wahrheit aber landen viele dieser Waffen bei der  Al Kiada nahen Nusrafront und auch beim IS. Lokale und angeblich "moderate" Rebellengruppen dienen da oft nur als Makler für diese Waffenlieferungen und dienen so der Verschleierung westlicher Waffenlieferungen an den IS. 

Auch Waffenexperten bestätigten laut dem Fachportal Eurasia Review, dass Bulgarien nicht das endgültige Ziel dieser Waffen sein könne. Die Systeme sind zu alt für die Bestände der bulgarischen Armee, die relativ modern ist und sich zunehmend aus NATO-Beständen versorgt. Alguns Ltd. lehnte auf Anfrage eine Stellungnahme ab.

Alguns Verbindungen zur tödlichen Explosion in Bulgarien

Medien brachten Alguns Ltd. erstmals im Juni 2015 mit US-Waffenschiebereien in Verbindung. Damals starb der US-Marine-Offizier Francis Norwillo, als eine raketenangetriebene Granate explodierte. Der Vorfall ereignete sich im Dorf Anevo, wo der staatliche bulgarische Waffenproduzent VMZ Sopot ein Testfeld für Kriegswaffen unterhält. Das Unternehmen Alguns Ltd. organisierte auf dem Testfeld herum regelmäßig Waffentests und Veranstaltungen.

Norwillo und sein verletzter Kollege Michael Dougherty waren Teil eines 28 Millionen US-Dollar schweren Auftrags des Pentagons zur Ausbildung von syrischen Rebellen. Diese sollten im Umgang mit verschiedenen sowjetischen Waffensystemen ausgebildet werden. Die US-Offiziere reisten nach Weißrussland und Bulgarien, um die Ausrüstung vor Ort für ein Trainingslager in Jordanien zu testen.

Das geht aus der Klage der Ehefrau des verstorbenen Francis Norwillo hervor, die diese in Anbetracht der US-Praktiken eingereicht hatte. Im Anschluss an das Unglück identifizierten bulgarische Behörden Alguns Ltd. als Mieter des Militärübungsgebiets und als Lieferanten der fehlerhaften Rakete.

Monate darauf im September 2015 erließ Sofia ein Strafgeld gegen Alguns Ltd., und begründete dies damit, dass das Wirtschaftsministerium dem Unternehmen nie eine Betriebserlaubnis für das Dorf Anevo erteilt hatte. Alguns Ltd. focht diese Entscheidung an. Das Rüstungsunternehmen sorgte im Berufungsverfahren dafür, dass Sofia seinen Beschluss revidiert.

Das Gericht entschied, dass das Ministerium erhebliche administrative Fehler begangen hätte und die Grundlage für sein Urteil nicht beweisen konnte.

Purple Shovel bestätigt Einbindung von Alguns

Das Unternehmen Purple Shovel, Hauptauftragnehmer des Pentagon bei der Beschaffung von Waffen für syrische Rebellen, erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme, dass Alguns Ltd. von Regulus Global, einem Unterauftragnehmer von Purple Shovel, in das Pentagon-Projekt eingebracht wurde. Purple Shovel sagte, dass der Unfall in Anevo bei einem "Freizeitschießen" am Wochenende erfolgt wäre. Zu diesem Zeitpunkt wäre der Waffentest lange vorbei gewesen.

Die Recherchen von BIRN egaben, dass Alguns Ltd. den militärischen Übungsplatz im Juni 2015 gebucht hatte. Außerdem seien zwei weitere bulgarische Staatsbetriebe, VMZ Sopot und Arcus, an der Unterweisung der US-Vertragspartner im Gebrauch von sowjetischen Waffen und Munition beteiligt gewesen. Die Einführung für die US-Militärs, die ihr Wissen an syrische Rebellen weitergeben sollten, umfasste auch die Nutzung des Raketenwerfers vom Typ RPG-7. Eine fehlerhafte Rakete dieses Typs führte zum Tod von Francis Norwillo.

Alguns Ltd. scheint noch heute im Waffengeschäft aktiv zu sein. Ein Gericht in Sofia verurteilte das Unternehmen jüngst zu einer Strafzahlung von 1.000 Euro. Grund: Die Rüstungsfirma führte keine ordnungsmäßige Dokumentation in einem Waffenlager in Sliven durch, das in Südbulgarien liegt.

Alguns-Waffen gehen in den Nahen Osten oder nach Afrika

Nach Meinung des Wissenschaftlers am Stockholmer Friedensforschungsinstitut SIPRI, Pieter Wezeman, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass die Waffensysteme in Syrien, im Jemen oder schließlich in Afrika gelandet sind.

Es gibt mehrere Szenarien", erklärte Wezeman. "Ein Szenario ist, dass sie nach Syrien oder auch in den Jemen gehen. Das andere ist, dass später korrupte Beamten diese Waffen aufkauen. Überschüssige Waffen sind für den legalen Export nach Afrika gern gesehen."

Das USSOCOM wollte sich nicht über den Ankauf von Waffen aus Albanien äußern. Stattdessen verwies es Reporter darauf, dass diese "mit Alguns Ltd. über deren Aktivitäten reden sollten".

Lagerbestände aus Hoxhas Zeiten

Albanien hat eine beunruhigende Erfolgsbilanz bezüglich des Exports von Waffen aus alten Lagerbeständen, die aus China kommen. Peking lieferte Tirana in den 1960er und 1970er Jahren umfassendes Kriegsmaterial, als dieses zu kommunistischen Zeiten unter Staatschef Enver Hoxha dessen wichtigster Verbündeter war. 

Im Jahr 2007 lieferte ein Waffenvermittler aus Florida unter dem Namen AEY Millionen von chinesischen Patronen an das Pentagon für dessen Afghanistan-Einsatz. Die Kugeln wurden umgepackt, um den Anschein zu erwecken, dass die Munition in Albanien hergestellt wurde. Auf diese Weise wollte das Unternehmen das Verbot der US-Regierung umgehen, chinesische Kriegsgüter aufzukaufen. Der Unternehmenschef von AEY Efraim Diveroli wurde wegen Betrugs deshalb 2011 zu einer vierjährigen Haftstrafe verurteilt.

Ebenfalls im Jahr 2011 verkaufte Albanien 800.000 Patronen an die Vereinigten Arabischen Emirate. Diese wurden während der Lieferung illegal an lybische Rebellen umgeleitet, die sich am Umsturz gegen den libyschen Staatschef Muammar al-Gaddafi beteiligten. Waffen, die der fanatische Atheist Enver Hoxha angeschafft hatte, landen ein halbes Jahrhundert später in den Händen radikaler Islamisten - ein Treppenwitz der Geschichte.

"Was die Geschichte mit den alten Waffen aus Albanien verwirrend macht, ist die Tatsache, dass die bulgarische Waffenindustrie in der Regel eigene Waffen produziert", kommentiert der bulgarische Politikexperte Petar Tscholakow mit Blick auf den Nahen Osten. Die Geschäfte scheinen nicht nur über Drittstaaten zu laufen.

Der Politikanalyst äußerte gegenüber RT Deutsch:

Zitat: Die bulgarische Rüstungsindustrie erlebt seit 2013 eine echte Renaissance. Im Jahr 2014 wuchs der Export um 70 Prozent. Der positive Trend hielt 2016 an. Der Grund dafür sind die Bürgekriege und die Aktivitäten der Terrormiliz 'Islamischer Staat'. Das wirklich Interessante ist: Möglich gemacht haben US-Käufer den Aufstieg Bulgariens im Bereich der Kleinwaffen.

Dass die USA islamistische Extremisten in Syrien unterstützen, ist seit Jahren ein offenes Geheimnis. Unklar war bisher, in welchem Rahmen diese Kooperation stattfindet. Am Wochenende veröffentlichte die New York Times nun den Codenamen der CIA für das Projekt. Unter dem Begriff „Timber Sycamore“ kooperieren die Geheimen des Außenministeriums seit Jahren mit den Nachrichtendiensten der Golf-Staaten, allen voran Saudi-Arabiens. Was wusste Barack Obama?

Laut einem Bericht der New York Times (NYT) ermächtigte der amerikanische Präsident Barack Obama den Auslandsgeheimdienst CIA im Frühjahr 2013, in Syrien bewaffnete Rebellen zu unterstützen. Der wichtigste Partner bei dieser verdeckten Aktion ist das Königreich Saudi-Arabien. Zusammen starteten beide Länder unter dem Codenamen "Timber Sycamore" ein Ausbildungsprogramm für Anti-Assad-Kämpfer. Das saudische Königreich stellt in diesem Projekt große Mengen an Geld sowie Waffen zur Verfügung. Die CIA leitet die Ausbildung der Söldner an AK-47-Gewehren und Panzerabwehrraketen.

Diese CIA-Operation ist unabhängig von einem anderen Programm zur Bewaffnung syrischer Rebellen, das über das Pentagon lief und inzwischen angeblich beendet ist. Dieses Programm wurde entwickelt, um Rebellen auszubilden, die Daesh (IS) in Syrien bekämpfen. Im Gegensatz dazu ist das CIA-Programm darauf ausgerichtet, die Rebellengruppen im Kampf gegen das reguläre syrische Militär zu trainieren.

Der Bericht geht davon aus, dass diese Operation zur Bewaffnung und Ausbildung entgegen anderen Berichten weiterläuft. Nach Angaben von Geheimdienstmitarbeitern bringt das saudische Königshaus finanziell den „mit Abstand größten Teil“ in die Operation ein. Die Rede ist von mehreren Milliarden US-Dollar. Angeblich stimmte das Weiße Haus der verdeckten Finanzierung aus Saudi-Arabien und anderen Staaten der Region zu – die Rede ist von Katar, Jordanien und der Türkei, weil Barack Obama von den Golfstaaten ohnehin erwartete, dass sie mehr Verantwortung für die „Sicherheit in der Region“ übernehmen.

Im Frühjahr 2013 befand sich Barack Obama laut NYT-Bericht in einer schwierigen Situation. Er unterzeichnete die Geheimoperation demnach auch, um „die Kontrolle über die teilweise chaotische Situation“ zu behalten. Zu diesem Zeitpunkt pumpten Katarer und Saudis bereits seit einem Jahr unkontrolliert Waffen nach Syrien. Die Katarer hätten angeblich sogar Schiffsladungen an chinesischen FN-6-Raketen über die Grenze aus der Türkei geschmuggelt. Dabei handelt es sich um ein Boden-Luft-Lenkwaffensystem, das sich ähnlich wie die berüchtigte Stinger von der Schulter abfeuern lässt.

Diese Darstellung deckt sich nur teilweise mit einem Bericht in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Foreign Affairs. Dem zufolge hätte Barack Obama eine Einmischung in den Syrien-Konflikt grundsätzlich abgelehnt – sehr zum Unwillen seiner Berater im Nationalen Sicherheitsrat. Bereits im Sommer 2012 hatte der damalige CIA-Direktor David Petraeus einen Plan vorgelegt, um syrische Rebellen zu bewaffnen.

Das Konzept, das Petraeus zuvor mit dem saudischen Geheimdienstchef Prinz Bandar bin Sultan und anderen arabischen Sicherheitschefs ausgearbeitet hatte, sah den Versand von Waffen, vor allem Gewehren, an aufständische Gruppen in Syrien vor. Diese Idee unterstützten damals Hillary Clinton, Verteidigungsminister Leon Panetta und die Armeeführung. Aber der Präsident lehnte ab.

Allerdings berichtete die New York Times schon bald darauf, dass genau dieses Programm bereits seit Frühjahr 2012 lief – eine Waffenversorgung der syrischen Söldner mit Unterstützung durch die CIA. Offen ist also, ab wann der Präsident davon wusste. Wenn die Darstellungen aus dem Nationalen Sicherheitsrat zutreffen, begann die CIA mit der Einmischung in den syrischen Bürgerkrieg hinter dem Rücken von Barack Obama. David Patreus hatte jedenfalls in der Zwischenzeit, am 8. November 2012, seinen Rücktritt vom Amt des CIA-Chefs eingereicht. Als Grund für den Rücktritt nannte Petraeus öffentlich eine außereheliche Affäre mit einer Journalistin.

Operation „Timber Sycamore“

Das Geheimdienst-Projekt wurde nach Angaben der New York Times von saudischer Seite durch Prinz Bandar bin Sultan geleitet, der zu diesem Zeitpunkt noch Geheimdienstchef war. Er hatte Saudi-Arabiens Agenten angewiesen, für die syrischen Rebellen Tausende von AK-47 und Millionen Schuss Munition in Osteuropa einzukaufen. Die CIA half dabei, einige der Waffenkäufe für die Saudis einzufädeln, darunter einen großen Deal in Kroatien im Jahr 2012. Zu dieser Rubrik von Geschäften dürften auch die in der vergangenen Woche veröffentlichten Waffengeschäfte von Amerikanern, Saudis und Katarern in Bulgarien gehören.

Bis zum Sommer 2012 hatte an der türkischen Grenze zu Syrien die Gesetzlosigkeit Einzug gehalten. Die Golfstaaten schleusten unbegrenzt Bargeld und Waffen nach Syrien, um dort Rebellengruppen und ausländische Kämpfer auszustatten. Dazu gehörten natürlich radikalen Gruppen mit Verbindungen zu Al-Qaida.

Nach NYT-Angaben spielte die CIA dabei nur eine Nebenrolle. Sie war durch das Weiße Haus berechtigt, unter dem Codenamen „Timber Sycamore“ Trainingsprogramme zu organisieren und nicht-tödliche Ausrüstung zu liefern. Ende 2012, so behaupten zwei frühere leitende Mitarbeiter, hielt David Petraeus den Verbündeten aus den Golfstaaten bei einem Treffen in Jordanien „einen strengen Vortrag“. Er kritisierte, dass sie unkoordiniert Waffen nach Syrien schicken, ohne Absprache mit den CIA-Offizieren in Jordanien und in der Türkei.

Erst viele Monate später gab Präsident Obama seine Zustimmung, dass die CIA in einer Basis in Jordanien damit beginnt, Rebellen direkt zu bewaffnen und auszubilden. Dies stellt eine Änderung des „Timber Sycamore“-Programms dar, um ab sofort auch „tödliche Unterstützung“ zu ermöglichen. Nach der neuen Regelung übernahm die CIA die Führung bei der Ausbildung, während der Geheimdienst Saudi-Arabiens, das General Intelligence Directorate (GID) für Geld und Waffen sorgte, darunter auch amerikanische TOW-Panzerabwehrraketen. Katar finanzierte die Ausbildung und erlaubt es, ein Militärcamp in Katar als zusätzlichen Trainingsstandort zu benutzen.

Zudem verfügten die Amerikaner offensichtlich über eine Moderatorenfunktion. Wenn es Probleme in den Beziehungen zwischen beteiligten Ländern gab, fiel es den USA zu, sich um Vermittlung zu bemühen. Als Gastgeberland erwartete etwa Jordanien regelmäßige Zahlungen aus Saudi-Arabien und von den Amerikanern. Wenn die Saudis zu spät zahlten, beschwerten sich die Jordanier bei den CIA-Leuten, so ein früher leitender Geheimdienstmitarbeiter.

Während die Saudis in früheren Fällen ihre Finanzierung nicht an Bedingungen geknüpft hatten, kam das Geld für die Syrien-Operationen mit klaren Erwartungen, berichten die CIA-Mitarbeiter: „Sie wollen jetzt einen Platz am Tisch und ein Mitspracherecht, was die Tagesordnung angeht“, sagte Bruce Riedel, ein ehemaliger CIA-Analyst.

Zudem sind viele Mitarbeiter der amerikanischen Dienste „irritiert“, wie viele saudische Staatsbürger weiterhin Terroristen unterstützen. „Je stärker das Argument bemüht wird, wir bräuchten sie als Anti-Terror-Partner, desto weniger überzeugend ist es“, erläuterte etwa William McCants, ein ehemaliger Berater des Außenministeriums. „Wenn dies nur ein Gespräch über Anti-Terror-Zusammenarbeit wäre, und wenn die Saudis ein großer Teil des Problems sind, wenn es darum geht, den Terrorismus in erster Linie zu schaffen, wie überzeugend ist das Argument dann noch?“

In einer ausführlichen Recherche hat die österreichische Tageszeitung Der Standard Details aus einem mutmaßlichen CIA-Programm aufgedeckt, mit dessen Hilfe Rebellen bewaffnet werden, um die regulären Truppen der syrischen Regierung zu bekämpfen. US-Amerikanische Firmen kaufen die Waffen in Bulgarien, Fluggesellschaften vom Golf transportieren sie in die Türkei und nach Jordanien. Auch deutsche Bundeswehrwaffen finden sich inzwischen zahlreich auf den Waffenmärkten in Syrien und Irak.

Bulgarien exportiert seit kurzem tonnenweise Waffen nach Saudi-Arabien und in die Vereinigten Arabischen Emirate. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Kalaschnikows, RPG7-Panzerfäuste und Maschinengewehre. Laut einer ausführlichen Recherche der Journalistin Mariya Petkova für den österreichischen Standard landeten seit März 2014 dutzende Transportflugzeuge aus den Golfstaaten in Bulgariens Hauptstadt Sofia, um die Rüstungsgüter zu transportieren.

Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate verwenden in ihren Streitkräften ausschließlich modernste westliche Waffen. Das in Bulgarien gekaufte Kriegsmaterial ist nach Ansicht von Experten für lokale Truppen in Syrien und im Jemen bestimmt. Dort sind Waffen sowjetischer Bauart stark verbreitet. Laut dem Bericht der bulgarischen Regierung wurden im vergangenen Jahr Verkäufe von Rüstungsgütern und militärischer Ausrüstung im Wert von 85,5 Millionen Euro nach Saudi-Arabien genehmigt.

An dem Deal scheinen auch US-amerikanische Unternehmen beteiligt zu sein. Im Juni 2015 zwang eine tödliche Explosion auf einem Waffentestgelände in Bulgarien die USA dazu, einzuräumen, dass man in Bulgarien Waffen für syrische Oppositionskämpfer beschafft. Dies ergab die Recherche von Mariya Petkova. Das offizielle Programm wurde jedoch durch den US-Kongress eingestellt.

Ein amerikanischer Lieferant, der 41-jährige Navy-Veteran Francis Norwillo, starb im Oktober 2015 durch die Explosion einer Granate beim Laden eines RPG-7-Raketenwerfers. Zwei weitere US-Bürger und zwei Bulgaren wurden verletzt. Die Amerikaner arbeiteten für eine US-Firma namens Purple Shovel, die ursprünglich vom US-Militär beauftragt worden war, die Ausbildung und Ausrüstung von Oppositionskämpfern in Syrien zu unterstützen, erklärte die US-Botschaft in einem knappen Statement.

Purple Shovel hat ihren Hauptsitz im Bundesstaat Virginia. Der Beschaffungsdatenbank der US-Regierung zufolge erteilte das Kommando für Spezialoperationen (SOCOM), das für die Militäraktionen des US-Militärs zur Unterstützung der syrischen Kämpfer verantwortlich war, Purple Shovel im Dezember 2014 den Auftrag, Waffen im Wert von über 26,7 Millionen Dollar an ausländische Kämpfer in Syrien zu liefern. Laut Datenbank stammen diese aus Bulgarien.

Wie Mariya Petkova herausfand, wurde der gleiche Deal mit einer weiteren Firma, der UDC USA, abgeschlossen. Sie lieferte damals Munition aus Bulgarien. Das Einsatzkommando der US-Armee bestätigte dem Standard nun, dass es nicht an der Bewaffnung syrischer Kämpfer beteiligt ist. Mariya Petkova konnte unter den syrischen Söldnern und Aufständischen zahlreiche bulgarische Waffensysteme feststellen. Zwar sind die meisten der dort verwendeten Waffen sowjetischer Bauart. Die bulgarischen Hersteller markieren ihre Produkte jedoch mit einem doppelten Kreis, in die Kennziffer 10 steht.

Unterdessen finden sich zahlreiche Sturmgewehre und Pistolen aus Bundeswehrbeständen, welche die Bundesregierung an die kurdische Autonomieregierung im Nordirak geliefert hat, dort auf den lokalen  Waffenmärkten wieder. Dies ergab eine Recherche vonNDR und WDR. Im Sommer 2014 hatte die Bundeswehr ausrangierte Waffen an die Peschmerga geliefert. Sie sollten im Kampf gegen Daesh (IS) unterstützt werden. Vorausgegangen war eine lange Debatte darüber, ob diese Waffen nicht in falsche Hände geraten könnten.

Im vergangen Jahr musste die Bundeswehr bereits einräumen, dass sie nicht wisse, welche Einheiten der Peschmerga ihre Waffen erhalten hätten. Bis zum Sommer hat sie nach eigenen Angaben etwa 12.000 G3, 8000 G36 und 8000 Pistolen P1 mit einigen Millionen Schuss Munition geliefert, außerdem noch Maschinengewehre, Panzerabwehrraketen, Panzerfäuste und Handgranaten.

Jan van Aken, Waffenexperte und Bundestagsabgeordneter der Linkspartei, hatte bereits vor den ersten deutschen Waffenlieferungen gewarnt, dass die deutschen Waffen unkontrolliert auf öffentlichen Märkten landen könnten. Er fühlt sich durch die Recherchen von NDR und WDR bestätigt.

"Die Waffenlieferungen sind eigentlich eine Subvention für die Peschmerga, damit sie ihre Reise nach Europa finanzieren können", so van Aken gegenüber dem NDR.

Er fordert Verteidigungsministerin von der Leyen auf, keine weiteren Waffen zu liefern und bei der kurdischen Regierung auf Aufklärung zu drängen, wie die deutschen Waffen auf öffentliche Märkte gelangen konnten.