Polizeistaat räumt mit 3500 Polizisten für RWE-Konzernherrschaft den Hambacher Forst 

Fortsetzung folgt 

Es soll durch einen Energiegiganten weiter abgebaggert werden, Der Konzern nimmt für den Braumkohletageabbau auch auf gewachsene Wälder keine Rücksicht.

Der Widerstand formiert sich. 3500 Polzisten werden im CDU dominierten Polizeistaat gegen das Volk eingestetzt . Die Stimmung kocht hoch. 

Joachim Schwister, Baudezernent der Stadt Kerpem, spricht in ein Megafon: «Achtung! Achtung!» In peniblem Verwaltungsdeutsch verkündet er dann das, was die Eskalation um den Hambacher Forst, in dem RWE im Herbst weiter roden will, auf eine neue Stufe hebt. «Die Baumhäuser verfügen nicht über erforderliche Rettungswege», sagt er. Sie seien unverzüglich zu räumen. Auch der Brandschutz sei ein Problem. «Bitte nehmen Sie beim Verlassen der Baumhäuser Ihre persönlichen Gegenstände mit.»

Die Gegenseite reagiert mit Gelächter. Ein junger Mann mit Vollbart lehnt sich hinunter und ruft: «Heißt du Darth Vader oder Lord Voldemort?»

Es ist nicht etwa Widerstand gegen die Staatsgewalt oder RWE, der den Waldbesetzern zu diesem Zeitpunkt vorgeworfen wird, es sind vorgeschobene Verstöße gegen das Baurecht, den Brandschutz. Kurios dabei: Während der großen Trockenheit im Sommer geschah nichts, jetzt ist der Wald nach stundenlangem Regen feuchtnass.

Das Ultimatum von einer halben Stunde verstreicht. Dann fährt ein Forstfahrzeug mit Greifer auf den Waldweg und räumt die erste Barrikade aus Stöcken und Ästen weg. Polizisten lösen eine Sitzblockade am Boden auf - die Kirchenleute lassen sich ohne Widerstand wegtragen.

Ein Laster mit Hebekran fährt vor. Unter Freddys Pfahlbau pumpen Polizisten ein großes weißes Luftkissen auf. «Seid vorsichtig» mahnt er. «Wenn ich hier runterfalle, bin ich tot.» Kurz darauf wechselt er an einem Seil von seiner Einzelplattform auf eine größere: «Ich hab' keine Lust, mich verhaften zu lassen.»

Der Polizeieinsatz gehört nach dpa-Informationen zu den größten der jüngeren NRW-Geschichte. Aus ganz Deutschland  kommen Beamte, darunter Spezialisten für Einsätze in großer Höhe. Rund 50 Baumhäuser gibt es im Hambacher Forst. Man bekommt einen Eindruck davon, wie mühsam und damit langsam ihre Räumung abläuft. Die Aktivisten in den Hütten halten den Forst besetzt, um seine Rodung zu verhindern. Einige von ihnen haben sich seit Jahren auf diese Situation vorbereitet und machen es den Polizisten so schwer wie möglich.

RWE will den schon in großen Teilen abgeholzten Wald zwischen Köln und Aachenim Oktober weiter roden, um die Braunkohle unter ihm ausbaggern zu können. RWE gehört der Wald auch. Vor einer Rodung muss er geräumt werden, das war allen klar. Dass die Behörden - an erster Stelle das NRW-Bauministerium - nun mit dem Baurecht argumentieren und nicht mit der Braunkohle, ist eine Pointe des jahrelangen Ringens um den Wald.

Immer weiter, ganz langsam, arbeiten sich die Einsatzkräfte in den Wald vor. Auf einer Holzplattform sitzt ein Aktivist und zupft Blätter von einer Pflanze. «Der Wald geht. Der Wald bleibt. Der Wald geht. Der Wald bleibt», wiederholt er monoton unter den Augen der Polizisten. Man ahnt, welchen Ausgang er sich in dieser Frage wünscht. Für den Hambacher Forst ist es endgültig kurz vor zwölf.