Begräbnis: Linksparteipolitiker Hans Modrow verabschiedet sich vom Ex-DDR-Verteidigungsminister Keßler 

Trauerfeier mit DDR-Symbolik: Mehr als 100 Menschen haben am Mittwoch in Berlin Abschied von dem früheren DDR-Verteidigungsminister Heinz Keßler genommen. Der Armeegeneral war am 2. Mai im Alter von 97 Jahren nach kurzer Krankheit gestorben.

Vor seinem Grabstein mit der Aufschrift „Geliebt und unvergessen (...)“ legten Freunde und Weggefährten Kränze mit Flaggen verschiedener DDR-Institutionen ab - darunter auch die Flagge der Nationalen Volksarmee (NVA).

Er sollte als Wehrmachtssoldat  für Hitler gegen die Sowjetunion kämpfen - aber da rebellierte er.  

Drei Wochen nach Beginn des Krieges gegen die Sowjetunion lief er am 15. Juli 1941 zur Roten Armee über und kam zunächst in sowjetische Kriegsgefangenschaft. In Folge seines Übertritts wurde er vom Reichskriegsgericht als Fahnenflüchtling zum Tode verurteilt[3] und seine Mutter von 1941 bis 1945 im KZ Ravensbrück inhaftiert. Er kam zunächst in das Lager 27 in Krasnogorsk bei Moskau, dann mit dem Überläufer Franz Gold nach Spasso-Sawodsk bei Karaganda in Kasachstan. Hier lernte er Heinz Hoffmann kennen. ( Hoffman war später auch DDR Verteidiguingsminister udn er hatte sogar im Spanischen Bürgerkrieg gegen Franco und Hitlerfaschismus gekämpft.)  Mit Gold und Hoffmann erhielt er eine fünfmonatige Ausbildung an der neugeschaffenen Antifa-Schule in Gorki. Zusammen mit Gold wurde er im Kriegsgefangenenlager 27 eingesetzt und dann Mitarbeiter der 7. Verwaltung der Politischen Hauptverwaltung der Roten Armee. Im Dezember 1942 kam es zu seinem ersten Fronteinsatz in Welikije Luki. Gold und Keßler wurden nach weiteren Fronteinsätzen zur Mitbegründung des Nationalkomitees Freies Deutschland (NKFD) nach Krasnogorsk beordert. Gemeinsam mit den übrigen Mitgründern des NKFD unterschrieb Keßler das Manifest vom 12. Juli 1943. Dort engagierte er sich als einer der wichtigsten Jugendfunktionäre sowie als Frontbeauftragter an der Brjansker Front.[4] In dieser Funktion rief er deutsche Soldaten zum Überlaufen auf.(Wiki)

1945 war Keßler Mitglied des Zentralen Antifaschistischen Jugendausschusses und 1946 eines der Gründungsmitglieder der Freien Deutschen Jugend (FDJ). Er trat der KPD bei, die sich 1946 mit der SPD zur SED vereinigte. Im gleichen Jahr wurde er Mitglied des Parteivorstandes der SED, ab 1950 Zentralkomitees (ZK) der SED. Von 1948 bis 1950 war er Sekretär des Zentralrats der FDJ. In dieser Zeit nahm er auch an Agitationseinsätzen in der Bundesrepublik teil („Ich habe versucht, die Jugendverbände zu agitieren und dafür zu gewinnen, mit uns gegen die Pariser Verträge aufzutreten“). Später wurde er General der Armee in der DDR. 

Bei der Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung auf dem Städtischen Friedhof Baumschulenweg in Treptow erinnerte Keßlers Sohn Frank-Ulrich in einer Rede an seinen Vater. Für den „leidenschaftlichen Fußballspieler“, sei der Untergang der DDR eine Lebenstragödie gewesen. Sein Vater sei Offizier geworden, „weil er den Krieg hasste“. Nach der Rede wurde die DDR-Nationalhymne gespielt. – 

 

 

Unter den Gästen waren der letzte DDR-Ministerpräsident mit SED-Parteibuch, Hans Modrow, Egon Krenz, Nachfolger Erich Honeckers an der SED-Spitze, der frühere Vize-Verteidigungsminister Fritz Streletz sowie der letzte Chef der DDR-Auslandsspionage, Werner Großmann. Viele der Gäste legten Kränze mit roten Nelken ab. –

 

Von den einstigen Top-DDR-Funktionären leben nur noch wenige. Keßler war von 1985 bis zu seinem Rücktritt 1989 Verteidigungsminister. Nach dem Mauerfall wurde er wegen seiner Mitverantwortung für die Todesschüsse auf DDR-Flüchtlinge zu einer Gefängnisstrafe von siebeneinhalb Jahren verurteilt, musste aber wegen seiner angeschlagenen Gesundheit nur einen Teil absitzen. Er hatte jegliche Schuld am Tod von Flüchtlingen von sich gewiesen und bis zum Schluss den Sozialismus verteidigt. –

 

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