Maidan-Faschismus - Deutschland, der Westen und die "Braune Revolution" in der Ukraine

Maidan-Faschismus - Deutschland, der Westen und die "Braune Revolution" in der Ukraine

Einer der bedeutendsten deutschen Dramatiker und Lyriker des 20. Jahrhunderts, Berthold Brecht, sagte einmal: "Wer die Wahrheit nicht weiß, der ist bloß ein Dummkopf. Aber wer sie weiß und sie eine Lüge nennt, der ist ein Verbrecher." Ähnlich verhält es sich bei der so genannten "Maidan-Revolution" in der Ukraine 2013/2014, bei der das als "totalitär" geltende Regime des damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch gestürzt wurde. CDU-Aushängeschild und Boxweltmeister Vitali Klitschko, Arseni Jazenjuk von derVaterlands-Partei und seine Parteikollegin, die einstige Ikone der "Orangenen Revolution", Julia Timoschenko, repräsentierten bei diesem Putsch die liberal-zentristische Opposition.

Unterstützt wurden - und werden sie noch immer - von deutschen, europäischen und US-amerikanischen Politikern und Geheimdiensten. Doch weitgehend von der westlichen Politik und den Medien verschwiegen, gingen auf dem Kiewer Maidan nicht nur demokratieliebende und friedliche Menschen auf die Barrikaden, die europäische Werte forderten, sondern auch ultranationale, faschistische, rechtsextreme, antisemitische und russophobe Kräfte, wie beispielsweise die der Freiheits-Partei (Swoboda) oder Gruppierungen des Rechten Sektors (Prawy Sektor).

Eric Aunoble, Schweizer Historiker und Ukraine-Experte, bezeichnete die Rechtsextremen sogar als "Säule der Opposition". Selbst das deutsche Nachrichtenmagazin "Der Spiegel"vermeldete, dass diese die "Speerspitze des Widerstands auf dem Maidan" stellten und dass "ohne die straffe Organisation der Nationalisten" die "Revolte auf dem Maidan längst in sich zusammengebrochen" wäre. So blieb es auch nicht aus, dass in der nachfolgenden Übergangsregierung der "nationalen Einheit" die Rechtsnationalisten und Antisemiten als hochrangige Politiker und Minister beteiligt wurden: Oleksandr Sych ( Swoboda,stellvertretender Ministerpräsident), Serhiy Kvit ( Swoboda, Bildungsminister), Andriy Mokhnyk ( Swoboda, Minister für Ökologie und natürliche Ressourcen), Ihor Shvaika ( Swoboda, Minister für Landwirtschaft und Ernährung), Oleh Machnitzkij ( Swoboda, Generalstaatsanwalt), Dmitri Jarosch ( Rechter Sektor, stellvertretender Sekretär des Komitees für nationale Sicherheit- und nationale Verteidigung der Ukraine (RNBOU) , Dmitro Bulatow (UNA-UNSO , Jugend- und Sportminister), Tetjana Tschernowol ( UNA-UNSO, Vorsitzende des Antikorruptionsausschusses).

Die Perversion der Geschichte: Während der russische Präsident Wladimir Putin nicht müde wurde, vor der Gefahr des Faschismus und Nazismus in der Ukraine zu warnen, wurde er von westlichen Politikern und Staatsoberhäuptern, die den Ultranationalismus unterstützten, mit Adolf Hitler verglichen! Verkehrte Welt.

Die Swoboda-Partei hieß einst Sozial-Nationale Partei der Ukraine , die 1991 gegründet wurde. Erst 2004 wurde der Partei-Name geändert. Ein Blick in das damalige Parteiprogramm (1995): „Im Hinblick auf die Massenentwertung der Menschheit und der ganzen Völker bleiben wir Sozial-Nationalisten die letzte Hoffnung der weißen Rasse und der Menschheit überhaupt.“ So hält Swoboda Kontakte zu neofaschistischen EU-Parteien, die sich einst zu einer "Allianz der Europäischen nationalen Bewegungen" verbündeten (beispielsweise die British National Party , die ungarische Jobbik , die französische Front National, die italienische Fiamma Tricolore oder die deutsche NPD). Historisch gesehen steht Swoboda in der Tradition derOrganisation der Ukrainischen Nationalisten (OUN-B) unter dem einstigen Führer Stepan Bandera. Diese wurde 1929 mit dem Ziel gegründet, einen unabhängigen Staat in den "ethnographischen ukrainischen Gebieten" zu errichten.

Die Historikerin Franziska Bruder nennt in ihrer Studie das Grundwesen der OUN: "Nation als höchster Wert, radikaler Antikommunismus, ethnisch exklusives Nationenverständnis, in dem Antisemitismus und Antipolonismus feste Bestandteile waren, sowie die Befürwortung des Terrors als Mittel der politischen Auseinandersetzung." Bereits 1929 denunzierte die OUNJuden als "feindliche Körper in unserem nationalen Bewusstsein". Juden wurden als "Stütze des Moskauer Bolschewistenregimes" bekämpft. 1941 wurde dazu ermuntert, "unerwünschte polnische, Moskauer und jüdische Funktionäre zu liquidieren". Zusammen mit der deutschen Wehrmacht verübte die OUN im Zweiten Weltkrieg zahlreiche Massaker in der okkupierten Sowjetunion. Dabei wurden Zehntausende Juden, Polen und Russen ermordet. Zudem arbeitete die OUN auch eng mit der überwiegend aus ukrainischen Freiwilligen bestehendenWaffen-SS-Division "Galizien" zusammen.

In der Westukraine gilt Stepan Bandera als Freiheits- und Unabhängigkeitskämpfer. Im Süden und Osten jedoch wird er als NS-Kollaborateur angesehen. Als Bandera sich später mit seiner Unabhängigkeitsbewegung der Ukraine gegen die Nationalsozialisten stellte, wurde er verhaftet und ins KZ Sachsenhausen verschleppt. Dort blieb er bis 1944 inhaftiert. Und das obwohl in der Unabhängigkeitserklärung eine "enge Zusammenarbeit mit dem nationalsozialistischen Großdeutschland unter dem Führer Adolf Hitler" vorgesehen war, um so dem "ukrainischen Volk zu helfen, sich von der Moskauer Okkupation zu befreien". Als Bandera aus dem KZ entlassen wurde, sollte er als Kopf einer ukrainischen Partisanenarmee die Rote Armee stoppen. Der Faschistenführer und seine Männer verbündeten sich in ihrem Unabhängigkeitskampf zeitweise mit sowjetischen Partisanen gegen die Deutschen. Dann wieder mit der antikommunistischen polnischen "Heimatarmee" gegen die Russen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam Bandera nach München, lebte dort unter falschem Namen, bis er 1959 vom KGB ermordet wurde.

Bandera gehört mit zu den geistigen Vätern der ukrainischen Rechtsradikalen. Im Frühjahr 2014 veröffentlichte das russische Außenministerium zahlreiche Dokumente des damaligen Innenministeriums der UdSSR aus den Jahren 1942 bis 1945. Diese bezeugen eine Zusammenarbeit der ukrainischen Nationalisten mit Hitlers Nazis im Zweiten Weltkrieg und die Teilnahme an Massenhinrichtungen an der Zivilbevölkerung. Erst kurz vor Ausbruch der Maidan-Proteste führte Swoboda noch einen Fackelzug mit 20.000 Teilnehmern zu Ehren des ukrainischen Faschistenführers durch Kiew an. Im April 2013 gingen die Faschisten im galizischen Lwiw, dem früheren Lemberg, zu Ehren der ukrainischen Waffen-SS auf die Straße. Genauer der 14. Waffen-Grenadier-Division, der sogenannten "Galizischen Division".

2010 wurde im Lwiwer Verlag „Jewroswit" das Handbuch zur Unterrichtung des Sozial-Nationalismus „Das Feuer. Version 1.0“ gedruckt, das von Jurij Michaltschyschyn herausgegeben wurde, dem Chefpropagandist und einem der wichtigsten Mitglieder derSwoboda-Partei. Darin erfährt man mehr über die Swoboda-Ideologie. In diesem Handbuch für Parteigänger ist unter anderem "Das kleine ABC des Nationalsozialisten" von Joseph Goebbels, Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda und einer der engsten Vertrauten Adolf Hitlers, zu finden, das eigentlich eine gekürzte Fassung des Parteiprogramms der NSDAP darstellt. So unter anderem: Wer ist der Hauptfeind dieser kulturellen Erneuerung Deutschlands? Das Judentum, das den deutschen Geist systematisch vergiftet, indem es Kultureinrichtungen wie Presse, Theater, Wissenschaft, Literatur mit lügenhaftem Geist erfüllt.

Jurij Michaltschyschyn gründete sogar einen Think Tank namens Joesph Goebbels Political Research Center (Joseph Goebbels-Forschungszentrum für Politik) , der als "Hommage" an den berüchtigten Nazi-Propagandaminister so benannt wurde. Per Anders Rudling, ein führender Experte für europäischen Neo-Faschismus, bezeichnet Michaltschyschyn als die Hauptschnittstelle zwischen dem offiziellen Flügel der Partei und militanten Neo-Nazis wie demRechten Sektor. Zudem bezeichnete Michaltschischin vor seinen Anhängern öffentlich den Holocaust als "Lichtblick in der europäischen Geschichte".

Im Mai 2013 reiste eine parlamentarische Swoboda-Delegation zur NPD-Fraktion im sächsischen Landtag. Dabei wurde einmütig der Wille zur Intensivierung der Kontakte und der Zusammenarbeit bekundet, wie die NPD anschließend auf ihrer Homepage verlauten ließ. DerNDP-Fraktionsvorsitzende Holger Apfel würdigte Swoboda sogar als "eine der bedeutendsten europäischen Rechtsparteien" und "bekundete seinen Willen zu einer Intensivierung der Zusammenarbeit beider Parteien und ihrer parlamentarischen Vertretungen auf allen Ebenen".

Swoboda-Chef Oleh Tjahnybok sprach von einer "moskowitisch-jüdischen Mafia", von der man sich durch die Anbindung an die EU befreien müsse. Noch 2005 unterzeichnete er einen offenen Brief an die ukrainische Regierung, der ein Ende der "kriminellen Aktivitäten" des "organisierten Judentums" forderte, das einen "Völkermord" an der ukrainischen Bevölkerung zu verüben versuche.

Laut dem Simon-Wiesenthal-Center gehört der Führer der Swoboda-Partei, Oleh Tjahnybok, zur Liste der weltweit schlimmsten Antisemiten (2012, Platz 5). Er soll "Säuberungsaktionen" gegen Jüdinnen und Juden in der Ukraine gefordert haben. Anfang 2013 wollte er nach Israel reisen, um sein Image aufzupolieren, wurde jedoch vom Jerusalemer Außenministerium daran gehindert. Der Jüdische Weltkongress hatte sogar ein Verbot der Swoboda-Partei gefordert - als Antwort auf ihre "antisemitische Rhetorik". Laut einem Bericht der Universität Tel Aviv von 1999, ist die Swoboda-Partei eine "extremistische, rechte, nationalistische Organisation, die ihre Identifikation mit der Ideologie des deutschen Nationalsozialismus betont".

Doch Swoboda ist nicht nur faschistisch und antisemitisch, sondern auch höchst russenfeindlich. Ihre dahingehende Hass-Rhetorik gipfelte Anfang April 2014 in einem Statement der Freiheits-Abgeordneten Irina Farion, die dazu aufrief, die ukrainischen Russen und prorussischen "Kreaturen-Demonstranten" im Osten des Landes zu ermorden! Im Wortlaut: "Ich würde diese Leute einfach abknallen. Der Feind haust auf unserem Boden. Man hätte den Feind (die Russen/d. A.) noch 1654 von hier verjagen sollen. Die heutige Reaktion ist absolut angemessen, aber die Gegenmaßnahmen müssen viel radikaler sein. Unsere Leute haben ihr Leben hingegeben, aus diesem Grunde verdienen diese Kreaturen (die ukrainischen Russen/d. A.) nur eins - den Tod."

Mit diesen Leuten also trafen und treffen sich westliche Politiker und schmieden Allianzen. Darunter der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier, der deutsche Botschafter in der Ukraine, Christof Weil, Helga Schmid, Stellvertreterin der EU-Außenbeauftragten und Leiterin des Europäischen Auswärtigen Dienstes, Ashton, die stellvertretende Außenministerin der USA, Victoria Nuland oder US-Senator John McCain. Jan Tombinski, EU-Botschafter in Kiew, erklärte, dass man Swoboda für einen "gleichwertigen Partner" für Gespräche mit der EU halte.

Und das, obwohl bereits vor vier Jahren die CDU-nahe Konrad-Adenauer-Stiftung in ihremWahlhandbuch Ukraine 2010 betreff Swoboda und ihrem Führer zu dem Schluss kam: „Tjahnybok mobilisiert antisemitische Ressentiments, Fremdenfeindlichkeit und ukrainischen Isolationismus. Er äußert sich dezidiert antirussisch und gleichzeitig antiwestlich und trifft damit Stimmungen, die in einigen Regionen der Westukraine prävalent sind.“ Zudem geht aus einer Studie von 2013 über Rechtsextremismus in Europa der SPD-nahen Friedrich-Ebert Stiftunghervor, dass Swoboda sich antisemitischer, antirussischer, fremdenfeindlicher und rassistischer Rhetorik bedient. Die Bundesregierung weiß also seit Jahren sehr genau, mit wem sie sich einlässt: Mit Faschisten und Antisemiten, die mit der NPD klüngeln, die in Deutschland - zu Recht - politisch bekämpft wird. Ein Politik-Skandal, der als solcher noch immer medial verschwiegen wird. Aber wie sagte nicht schon der irische Dramatiker, Politiker und Pazifist George Bernard Shaw: "Für einen Politiker ist es gefährlich, die Wahrheit zu sagen. Die Leute könnten sich daran gewöhnen, die Wahrheit hören zu wollen."

 
UkraineBuchMeinungen und AnalysePolitik http://german.ruvr.ru/2014_05_29/Maidan-Faschismus-Deutschland-der-Westen-und-die-Braune-Revolution-in-der-Ukraine-4908/

Ausblick:Wie soll die alternative Reformagenda der Linkspartei aussehen? 

Leitlinien für eine linke Modernisierungsagenda - alternative Reformagenda

Dokumentiert: Ein Positionspapier von Katja Kipping und Bernd Riexinger sowie Gregor Gysi

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Doch unter der Oberfläche lenkt eine nüchterne Bestandsaufnahme den Blick auf viele drängende große Probleme, für die die Große Koalition nicht nur keine Lösung parat hat, sondern die sie mit ihrer Politik weiter zuspitzt:

  • Die wirtschaftliche und soziale Krise in der Europäischen Union, die auch unübersehbar Folgen für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland haben wird,
  • die unverkennbaren Mängel in den Bereichen Bildung, Erziehung, Gesundheitsversorgung, öffentlichem Personennahverkehr und die immer größer werdenden Löcher bei den Investitionen in die öffentliche Infrastruktur,
  • die vertiefte wirtschaftliche und soziale Spaltung des Landes und die Verfestigung von prekären Arbeits- und Lebensverhältnissen, zunehmend losgelöst von der konjunkturellen Entwicklung,
  • ein trotz der zurückliegenden Finanzkrisen fast vollständig deregulierter Finanzmarkt, der ständig neue Spekulationsblasen aufbaut und notwendige Ressourcen für die realwirtschaftliche Entwicklung verbraucht,
  • die immer schwerwiegenderen Eingriffe in die Natur, ohne ein schlüssiges Konzept für den dringend notwendigen sozialökologischen Umbau,
  • die wachsende Zahl an militärischen Konflikten und die Zerstörung von Staaten und Gesellschaften in immer mehr Regionen der Welt,
  • die immer mehr ausufernde Überwachung der Menschen durch Geheimdienste, die Ausforschung und Sammlung auch privatester Daten durch Behörden und Unternehmen und die damit verbundene Einschränkung der Bürger- und Freiheitsrechte.

All das bereitet vielen Menschen Sorgen, führt aber bisher nicht zu einer breiten gesellschaftlichen Mobilisierung. Der Gegensatz zwischen den riesigen Herausforderungen und der Ratlosigkeit, die in der Großen Koalition herrscht, verlangt nach einer politischen Lösung. Dieses Land leidet an einem Gerechtigkeitsstau und braucht eine mehrheitsfähige Reformalternative für einen sozialen und ökologischen Politikwechsel. Unsere Partei will Motor für eine solche Gerechtigkeitswende werden.

DIE LINKE hat sich einen festen Platz im demokratischen politischen Spektrum der Bundesrepublik Deutschland erkämpft und sich als eigenständige politische Kraft und Interessenvertretung von Millionen etabliert. Das war nach der friedlichen Wende 1989 in der DDR und nach der Zusammenführung unterschiedlicher gesellschaftlicher Linker aus ganz Deutschland keine Selbstverständlichkeit. Wir haben mit der Gründung und Konsolidierung unserer Partei einen wichtigen Schritt auf dem Weg zur Zusammenführung der gesellschaftlichen Linken gegen den Neoliberalismus getan. Wir waren und sind ein wirksames politisches Korrektiv gegen die neoliberalen Zumutungen, eine soziale Alarmanlage im besten Sinne. Wir haben Risse in die neoliberale Hegemonie geschlagen und den neoliberalen Zug zum Teil sogar massiv abgebremst: Mit dem gesetzlichen Mindestlohn, so löchrig und niedrig er auch ist, und mit den zaghaften Korrekturen in der Rentenpolitik hat diese Bundesregierung auf einen Zeitgeist reagiert, den DIE LINKE mit geprägt hat. Das ist ein historisches Verdienst linker Sammlungspolitik, das uns zur Fortsetzung dieser Politik anspornt.

Jetzt geht es darum, dass wir gesellschaftliche Mehrheiten bilden, die einen grundlegenden sozialen und ökologischen Wechsel in Angriff nehmen. Mehr als jede beziehungsweise jeder fünfte Wahlberechtigte in der Bundesrepublik hält es für möglich, DIE LINKE zu wählen. Das Potenzial an Wählerinnen und Wählern für eine linke Partei ist größer als je zuvor in den letzten Jahrzehnten. Unter diesen rund 12 Millionen Menschen sind Beschäftigte in Betrieben und Verwaltungen, Prekarisierte, Erwerbslose, Selbständige und Mitglieder der so genannten gesellschaftlichen Eliten.

DIE LINKE wird weiterhin politische Perspektiven entwickeln und Vorschläge unterbreiten, in denen sich die verschiedenen Milieus wiederfinden und ihre Interessen vertreten werden. Dabei will DIE LINKE die wesentliche Kraft eines progressiven Lagers bilden, das für eine sozialökologische Gerechtigkeitswende kämpft.

Es geht uns dabei um die Zusammenführung von Protest und Gestaltung. Dieser Prozess ist nicht allein und in erster Linie auf die Erringung von Regierungsbeteiligungen gerichtet, sondern zielt auf die Mobilisierung gesellschaftlicher Mehrheiten und eine Veränderung des Zeitgeistes. Im Kampf um diese gesellschaftlichen Mehrheiten wird es uns gelingen, die beiden strategischen Pole der Parteientwicklung als produktiven Anker zu nutzen, der uns Stabilität gibt: als links von der Sozialdemokratie angesiedelter möglicher Teil einer Reformregierung und als Partei, die sozialen und politischen Protest artikuliert, bündelt und verstärkt.

Unsere Geschichte als linkes Einigungsprojekt, das sozialistische, sozialdemokratische, gewerkschaftliche, linkslibertäre und undogmatische Traditionen der demokratischen Linken in sich trägt, verpflichtet uns in einzigartiger Weise zur Verbindung von Protest und Gestaltung. Verlieren wir einen dieser Pole dauerhaft aus unserem Gesichtsfeld, wird auch der andere bald an Anziehungskraft und gesellschaftlicher Bindungswirkung verlieren. Würden wir die weitere Entwicklung der Partei auf einen dieser Pole reduzieren, wäre das eine existenzielle Bedrohung. Wir müssen und werden uns als linkspluralistische Partei weiterentwickeln und organisatorisch und programmatisch an Substanz gewinnen.

Die politischen Achsen Leitlinien für eine linke Modernisierungsagenda ergeben sich aus den großen Herausforderungen unserer Zeit:

1. Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums:

Entscheidend für einen grundlegenden politischen Wandel ist der Mut zur gerechteren Verteilung von Einkommen und Vermögen. Die Schere zwischen hohen und niedrigen Einkommen, zwischen den oberen zehn Prozent und den mittleren sowie unteren Schichten klafft immer mehr auseinander. Das stellt ein gravierendes Gerechtigkeitsproblem und darüber hinaus ein Hemmnis für die gesellschaftliche Kohäsion und Entwicklung insgesamt dar. Auf allen Feldern strebt DIE LINKE eine Rück-Umverteilung an, um Spielräume für eine neue Reformpolitik zu schaffen: Von den Gewinnen zu den Löhnen durch den Wegfall der wesentlichen Lohnhemmnisse und der Stärkung der Tarifbindung. Von den hohen Vermögen zur Finanzierung des Gemeinwohls durch die Einführung einer Vermögenssteuer und die Erhöhung der Erbschaftssteuer für hohe Erbschaften und durch ein gerechteres Einkommenssteuersystem, das die Spitzenverdiener belastet, untere und mittlere Einkommen aber entlastet. Wir werden uns zudem nicht damit abfinden, dass die Einkommensspanne in Unternehmen immer weiter auseinander geht.

In den nächsten Monaten wollen wir den Druck hin zu mehr Steuergerechtigkeit verstärken:

  • Untere und mittlere Einkommen müssen durch einen höheren Freibetrag und eine Glättung des Steuertarifs entlastet werden: Die Steuern auf sehr hohe Einkommen und Erbschaften werden erhöht.
  • Kapitalvermögen sollen bei der Besteuerung nicht mehr begünstigt werden, sondern den Einkommen aus Löhnen und Gehältern gleichgestellt werden. Die Abgeltungssteuer wird abgeschafft.
  • Zur Finanzierung eines Zukunfts- und Investitionsprogramms müssen die Vermögenden durch die Einführung einer Millionärssteuer stärker besteuert werden.
  • Wir wollen Einkommensgerechtigkeit in Unternehmen herstellen, indem maximal das 20fache des niedrigsten Lohns in einem Unternehmen als Gehalt steuerlich abzugsfähig ist. In Unternehmen in Staatsbesitz wollen wir das höchste Einkommen auf das 20fache des niedrigsten Einkommens beschränken.

2. Ausbau der öffentlichen Daseinsvorsorge und der öffentlichen Infrastruktur:

Die Folgen struktureller Unterfinanzierung der Kommunen und die Investitionsschwäche in die öffentliche Infrastruktur sind nicht mehr zu übersehen. 120 000 qualifizierte Erzieherinnen und Erzieher fehlen, nahezu 60 % der Krankenhäuser schreiben rote Zahlen, öffentliche Einrichtungen verrotten und der Investitionsstau bei den Verkehrswegen ist unübersehbar. Die Umverteilungsvorschläge der LINKEN zielen wesentlich sowohl auf den Ausbau der öffentlichen Daseinsvorsorge als auch auf Investitionen in die Infrastruktur. Zur Daseinsvorsorge gehören auch die Bereiche Wohnen und Energieversorgung. Dringend benötigt wird ein Investitionsprogramm für den sozialen Wohnungsbau. Gleichzeitig geht es auch um die Schaffung tariflich gut bezahlter und sozial regulierter Arbeitsplätze.

Unser Vorschlag eines Zukunftsinvestitionsprogramms reagiert auf dringende gesellschaftliche Bedarfe in der öffentlichen Infrastruktur und Daseinsvorsoge. Schwerpunkte sind

  • die Schaffung der dringend notwendigen tariflich gebundenen Stellen für Erzieherinnen und Erzieher,
  • die Förderung bezahlbaren Wohnraums in Form von öffentlichem Wohnungsbau, der sich an sozialen und ökologischen Kriterien orientiert,
  • eine bedarfsdeckende Finanzierung der öffentlichen Krankenhäuser,
  • eine Verkehrsinfrastruktur, die ökologisch verträgliche Mobilität für alle ermöglicht.

3. Keine Ausgrenzung durch prekäre Arbeit und Lebensverhältnisse - für soziale Sicherheit und Selbstbestimmung:

Zu den großen Gerechtigkeitsproblemen dieses Landes gehört die Verfestigung von prekären Arbeitsverhältnissen und Lebensbedingungen. Wir wollen eine neue Sozialstaatsverfassung, die auf die Entprekarisierung der Arbeits- und Lebensverhältnisse abzielt. Alle sollen garantiert vor Armut geschützt werden und die Möglichkeit zur gesellschaftlichen Teilhabe bekommen. Deshalb setzen wir auf soziale Rechte.

Es ist ein zentraler Schwerpunkt unserer Partei, den Arbeitsmarkt zu regulieren und prekären Arbeitsverhältnissen den Kampf anzusagen, ebenso der Verarmung durch die Rentenpolitik und das Hartz IV-Regime. Die ungerechte Verteilung der Arbeit - sowohl die der Sorgearbeit zwischen den Geschlechtern als auch die der Erwerbsarbeit zwischen unfreiwillig Unterbeschäftigten und gestressten Vollzeitbeschäftigten - muss durch eine Neudefinition eines durchschnittlichen normalen Arbeitsverhältnisses beseitigt werden. Im Sinne der allgemeinen und der Geschlechtergerechtigkeit setzen wir deshalb auf eine gerechtere Verteilung der Arbeit; die allgemeine Arbeitszeitverkürzung ist ein wichtiger Schritt dahin.

Als Einstieg in ein neues Normalarbeitsverhältnis machen wir Druck für:

  • die gleiche Bezahlung plus Flexibilitätszuschlag ab der ersten Stunde in der Leiharbeit. Leiharbeit darf nicht zur Lohndrückerei genutzt werden, sie muss abgeschafft werden,
  • einen Burn-out-Schutz durch Stärkung der Mitbestimmung bei Arbeitszeiten und Zielvereinbarungen und eine wirksame Anti-Stress-Verordnung,
  • ein Verbot sachgrundloser Befristung von Arbeitsverhältnissen,
  • die Ersetzung des Hartz-IV-Sanktionssystems durch eine armutsfeste sanktionsfreie Mindestsicherung.

DIE LINKE bereitet gerade eine langfristig angelegte politische Kampagne gegen prekäre Beschäftigung und prekäre Lebensverhältnisse vor.

Unsere Konzepte einer solidarischen Gesundheitsversicherung und der solidarischen Mindestrente verstehen wir als eine Neudefinition sozialer Rechte gegen Armut(srisiken) und prekäre Lebensverhältnisse:

  • Eine solidarische Gesundheitsversicherung für alle: In einem ersten Schritt soll allen bisher privat Versicherten der Wechsel in die gesetzliche Krankenversicherung unter Mitnahme der Altersrückstellungen ermöglicht werden, die Beitragsbemessungsgrenze muss abgeschafft werden. Die Beiträge für alle Bürgerinnen und Bürger mit weniger als 6000 Euro monatlichem Einkommen werden sinken, wenn die paritätische Finanzierung wieder hergestellt wird.
  • Altersarmut verhindern durch eine Rentenreform: Wir streiten für eine Rentenversicherung für alle, die die Rente auf der Grundlage der Produktivitätsentwicklung an der Lebensstandardsicherung orientiert und alle Erwerbseinkommen einbezieht. Eine solidarische Mindestrente soll garantiert vor Altersarmut schützen. Die Absenkung des Rentenniveaus müssen wir verhindern!

4. Demokratie entwickeln, Geheimdienste abwickeln:

Wir wollen der wachsenden Entfremdung zwischen den Bürgerinnen und Bürgern und den politischen Willensbildungsprozessen sowie der wachsenden Entdemokratisierung in der EU entgegentreten durch den Ausbau direkter Demokratie, erweiterte Mitbestimmungsrechte und mehr Bürgerbeteiligung. Es ist Zeit für Volksabstimmungen sowohl zu Europa als auch zu anderen wichtigen Fragen.

Im Interesse des Schutzes der Bürger- und Freiheitsrechte fordern wir als Sofortmaßnahmen

  • die Geheimdienstpraktiken vollständig aufzuklären;
  • Whistleblowerinnen und Whistleblower wie Edward Snowden zu unterstützen und zu schützen;
  • die Zusammenarbeit mit ausländischen Geheimdiensten so stark wie möglich einzuschränken, alle Daten- und Geheimdienstabkommen mit anderen Staaten aufzukündigen und mit diesen Staaten No-Spy-Abkommen abzuschließen, die gegenseitige Spionage ausschließen;
  • die Massenüberwachung umgehend einzustellen und sich vom Konzept des präventiven Sicherheitsstaates abzuwenden.

5. Ein neues Modell der ökonomischen Entwicklung - Gerechtigkeit und sozialökologischer Umbau:

Der sozialökologische Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft ist eine der wichtigsten politischen Herausforderungen. Die Bundesregierung hat gerade die Energiewende auf Eis gelegt. Wir wollen ein Modell der ökonomischen Entwicklung, das soziale Gerechtigkeit mit dem Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen verbindet und ihr Funktionieren und ihre Effizienz sichert. Unser Konzept des Plan B setzt auf konsequentes Umsteuern hin zu ökologischen Produktions- und Lebensweisen. Als Einstiege in einen sozial-ökologischen Umbau der Wirtschaft und der Produktion machen wir Druck für:

  • eine soziale, ökologische und demokratische Energiewende hin zu erneuerbaren Energien: Dabei setzen wir auf dezentrale, nachhaltige Energieproduktion. Diese Energiewende muss so finanziert werden, dass die Energiekosten für alle bezahlbar sind. Die Preise für Heizung, Strom und Wasser müssen effektiv sozial reguliert werden.
  • langlebige Produkte gegen Ressourcenverschwendung und Müllproduktion: Wir wollen die Industrie verpflichten, ihre Produkte so herzustellen, dass sie langlebig sind. Geplante Obsoleszenz, also die einprogrammierte Funktionsunfähigkeit nach einer gewissen Zeit, muss gewerberechtlich untersagt werden.
  • mehr soziale Gerechtigkeit; mehr Investitionen durch die Kommunen stärken auch die Binnenwirtschaft.

6. Wohlstand und Solidarität in Europa:

Wir wollen ein System der europäischen Integration, das jenseits von Monetarismus, Austerität und Dumpingwettbewerb liegt und eine Politik für sozialen Fortschritt und globale Entwicklung verfolgt. Wohlstand darf sich nicht auf Ausbeutung anderer Kontinente gründen. Die Kosten der Krise dürfen nicht weiter als Kürzungsprogramme der Mehrheit der Bevölkerung übergeholfen werden, sie sollen durch eine europaweite Vermögensabgabe für Millionäre und Milliardäre finanziert werden. Wir brauchen einen Einstieg in eine erneuerte Wirtschaftsstruktur und eine demokratische und regional ausgeglichene Investitionspolitik. Ohne eine Regulierung des Finanzmarktes und eine höhere Besteuerung von Finanztransaktionen und Finanzvermögen lässt sich die Belebung langfristig-realwirtschaftlicher Aktivitäten nicht bewerkstelligen.

Die Linke beteiligt sich an der europäischen Bürgerinitiative gegen das Freihandelsabkommen TTIP und fordert den Stopp der Verhandlungen zu TTIP, CETA und weiteren Freihandelsabkommen.

7. Frieden und Gewaltverzicht:

Wir sagen nein zu einer Sicherheitsdoktrin, die mit militärischen Interventionen und menschenrechtspolitischer Beliebigkeit, Konfliktherde und scheiternde Staaten und Gesellschaften produziert. Diese Doktrin wollen wir durch eine Politik ersetzen, die auf Frieden und strikten Gewaltverzicht, multilaterale Konfliktlösungsmechanismen und ein Ende von Waffenexporten setzt.

Insbesondere die USA, Russland und China müssen ihrer Verantwortung für eine Frieden schaffende Struktur auf unserem Planeten gerecht werden. Der Sicherheitsrat der Organisation der Vereinten Nationen muss seiner Verantwortung auf der Grundlage der Charta der Vereinten Nationen gerecht werden. Das Völkerrecht muss wieder von allen respektiert werden, wofür sich die Bundesregierung endlich einzusetzen hat.

Als sofortige Schritte in Richtung einer neuen globalen Friedensordnung, die auch ein neues Weltwirtschaftssystem erfordert, setzen wir uns in Deutschland ein für:

  • die schnelle Einführung einer Finanztransaktionssteuer und Anhebung der Ausgaben für Entwicklung auf 0,7%,
  • die Ablehnung von Kampfdrohnen,
  • ein sofortiges Waffenembargo für alle Konfliktparteien in allen Krisengebieten.
  • http://www.neues-deutschland.de/artikel/943577.leitlinien-fuer-eine-linke-modernisierungsagenda.html

Ukraine: Oligarchen zerschlagen 164 Staatsbetriebe

Unter der Präsidentschaft des Multi-Milliardären Poroschenko werden Staatsbetriebe im Privatisierugswahn zum Wohle weniger Oligarchen vor allem  aus der Ukraine und dem Westen zerschlagen. 

In der Ukraine hat eine Privatisierung begonnen. Und zwar keine bloße Veräußerung von mehreren Wirtschaftsgütern, sondern ein massiver Ausverkauf von allem, worauf der Blick der Kiewer Behörden gefallen ist. Zu versteigern sind zumindest 164 staatliche Betriebe. Diese Liste soll erweitert werden. 

Die Staatsverschuldung soll abgebaut werden, Aber vor allem will man westlichen Forderungen für Finanhilfen entgegenkommen und neoliberal geprägte Auflagen beispielsweise des IWF erfüllen. 

In Kiew glaubt man zwar felsenfest daran, dass dabei die europäische Integration in die Bresche springt. Europäische und amerikanische Investoren würden alles restlos erwerben, solange es sich lohnt. Kann sein, das werden aber bei Weitem nicht die Investoren sein, die man sich wünscht. Die einzigen Ausländer, die sich melden können, sind Profitmacher, Fondsgesellschaften.

Sie werden kommen, um Papiere, nicht die Wirtschaftsgüter selbst zu kaufen. Das ist eben der Unterschied. Die Geschichte lehrt, womit solche Privatisierungen enden. Wenn die Betriebe Pleite machen und Tausende Mitarbeiter gefeuert werden, wird der Staat diese Aktiva zurückkaufen müssen. Zu einem ganz anderen Satz und Preis. Es wäre schon gut, wenn die Profitmacher es nicht schaffen würden, das Wertvollste an diesen Wirtschaftsgütern zeitig zu verkaufen, etwa das Grundstück, auf dem das Werk steht, oder seine Ausrüstung. Diese Risiken hat Kiew sicher nicht einkalkuliert.

Die jetzige Privatisierung hat zum Zweck, die Schulden der Kiewer Junta gegenüber denen zu begleichen, die ihren Machtantritt finanziert haben, die das blutige Massaker im Südosten bezahlen und die von diesen Behörden zum häuslichen Abendessen eingeladen werden. Nur Wenige würden inzwischen leugnen, dass in der Ukraine nicht nur ein militärischer und Informationskrieg, sondern auch ein Oligarchenkrieg stattfindet. Die Oligarchen-Clans bekämpfen einander, indem sie versuchen, einander die besten Bissen wegzufischen. Nun hat man ihnen eine neue Portion „Leckerbissen“ vorgesetzt, die eine noch tiefere Spaltung des Oligarchats herbeiführen kann.

In der Ukraine scheinen die Pläne des IWF und der EU aufzugehen: Soziale Unruhen drücken die Preise und machen Privatisierungen billiger. Der IWF verfolgt nach Aussagen der Ökonomen Joseph Stiglitz einen simplen Plan zur Plünderung der Ressourcen der Welt: Mit einem Mix von Schulden und sozialen Unruhen werden die Völker so sehr unter Druck gesetzt, dass den internationalen Konzernen die Reichtümer der Völker wie reife Früchte vor die Füße fallen.

Die EU hofft, in der treuen Befolgung der Vorgaben des IWF zu einer Weltmacht zu werden.Für die Völker, die auf diese Weise ins Visier der Plünderer geraten, sind die Folgen verheerend.

Genau das kann man nun in der Ukraine beobachten: Die Spaltung der Ukraine wird nicht, wie von Gregor Gysi befürchtet, zwischen Ost- und West-Ukraine verlaufen. Diese Geschichte erzählen die staatlichen Medien in Ost und West, um von der wahren Spaltung abzulenken.

Diese Spaltung wird zwischen einer noch reicheren Feudal-Elite und der Mehrheit einer armen Bevölkerung verlaufen. Die Spaltung der Ukraine wird das Ergebnis einer massiven Plünderung sein, in der das ukrainische Volk nicht das Geringste mitzureden hat, wenn es um die eigenen Ressourcen geht.

Der Ablaufplan für das Drehbuch steht. Den ersten Akt haben wir schon hinter uns: Angst in der Bevölkerung, Radikalisierung, soziale Unruhen. Danach wurde eine willfährige Regierung installiert: So verkündete Regierungschef Arseni Jatseniuk, die„Regierung wird alle IWF-Bedingungen erfüllen“ – inklusive der Privatisierung des Öl- und Gassektors. Noch im Jahr 2009 zitierte die Kiew Post Jatseniuk mit der Mitteilung an seine Wähler, dass er strikt gegen Privatisierungen sei: Er nannte das Beispiel des Stahlwerks Kryvorizhstal, wo nach der Privatisierung 4 Milliarden Dollar spurlos verschwanden. Nicht viel besser ging es bei der Privatisierung von Ukrtelekom, wo hunderte Millionen über zypriotische Konten verschwanden. 

Der EU Observer berichtet, dass die EU am Donnerstag weitere 600 Millionen Euro aus der Kasse der deutschen und europäischen Steuerzahler plündern wird, um die Insolvenzverschleppung des völlig bankrotten ukrainischen Staats zu finanzieren. Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger sagte am Dienstag in Brüssel, dass ein Teil der nun insgesamt beschlossenen 1,1 Milliarden Euro vom europäischen Steuerzahler dazu verwendet werde, um die unbezahlten Rechnungen der Ukraine beim russischen Gaskonzern Gazprom zu bezahlen. 

Das Imperium des Milliardärs und Oligarchen Poroschenko laut Forbes  

Petro Poroschenko , der neue Präsident der Ukraine

Vermögen:
2005 - 350 Mio USD
2006 - 505 Mio USD
2007 - 756 Mio USD
2008 - 1.120 Mio USD
2011 - 980 Mio USD
2013 - 1.600 Mio USD 
(Quelle: Forbes)

- seit 1991 Generaldirektor der Aktiengesellschaft Börsenhaus „Ukraina“ (Hinweis: diese Aktiengesellschaft ist unauffindbar)

- ab 1993 Generaldirektor der Geschlossenen Aktiengesellschaft Ukrprominvest
- Vater Poroschenkos, Alexej Poroschenko (* 1936) ist der Geschäftsführer von Ukrprominvest ( Bruttogewinn 2007: 1,15 Mrd USD) leitet die Familiengeschäfte, ein Konglomerat aus über 50 Firmengeflechten
- Ukrprominvest Holding AG ist registriert in Panama,(http://news.meta.ua/metka:ukrprominvest/)

(Informationen entnommen aus: liga.net / die Firmenwebseite von Ukprominvest wartet mit einer nicht relevanten Webseite auf:http://upi.com.ua/, die Adresse http://www.ukrprominvest.kiev.ua/ ist tot, )

Das Firmengeflecht der ukrprominvest:

Bogdan: http://bogdan.ua/
- umfasst ca. 20 Unternehmen unterschiedlicher Spezialisierung wie Güterwagen, Nutzfahrzeuge (http://www.luaz-auto.ru/), LKW, PKW, Busse (http://www.bus.ck.ua/) , Kräne, Fertiganlagen für Busse, Krankenwagen, Fracht- und Speditionsunternehmen,
- Dezember 2006 zusammen mit AvtoZAZ (Teil vom Parlament der Ukraine kontrolliert und organisiert - http://www.ukravto.ua/ , produziert u.a. für Mercedes, Opel, Maserati,Chrysler,Jeep,Dodge,Lada,Renault, Toyota,Nissan, Castrol, BP,Mobil,Bosch,BASF,JVC,Kenwood,Continental) Neubau einer Produktionsstätte in Höhe von 700 Mio USD für den Bau von Chevrolet Lanos und Chevrolet Aveo

Roshen: http://roshen.com/ua
- Süßwarenfabriken, Molkereien, Bäckereien
- Top-20 der größten Süßwarenproduzenten der Welt, 
- Produzent von 25% aller ukr. Süßwaren, 
- jährlicher Umsatz 1 Mrd USD
- 450.000 Tonnen pro Jahr, Verkauf in Ukraine, Russland, Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Aserbaidschan, Armenien, Moldawien, Estland, Lettland, Litauen, den USA, Kanada, Israel und anderen Ländern (Angaben der Firmenwebseite) , 
- Poroschenko gab im April 2014 bekannt die Firma bei einem Wahlsieg der Wahl verkaufen zu wollen, ( Der Unternehmer verspricht: „Wenn ich gewählt werde, mache ich klaren Tisch und werde meinen Konzern verkaufen“,http://www.bild.de/politik/ausland/ukraine/petro-poroshenko-die-deutschen-sollten-russisches-gas-boykottieren-35325878.bild.html
schon am 27.Mai wurden dann doch andere Überlegungen bekannt (http://www.ukrrudprom.com/news/Petr_Poroshenko_zapustil_PRkampaniyu_obosnovivayushchuyu_pochemu.html)

Agroprodinvest: (http://www.vin.gov.ua/)
Zuckerrüben, Weizen, Mais, 
- führendes Unternehmen in der Herstellung von Zucker, 
- 40.020 Hektar Ackerland in Kryzhopolsky, Yampolsky, Tomashpilskom,
12.393 Hektar Ackerland in der Gegend Pogrebischenskogo,
20.000 Hektar Ackerland in der Gegend Haissinsky - alle in der Oblast Winnyzia 
- Jahresumsatz 2007: 731,88 Mio USD
- 2012/13 stieg die Rübenzuckerproduktion um 350.000 Tonnen, das waren 85% mehr als 2011/12

Lenin-Schmiede: http://www.lk.com.ua/
- Schiffbau : Kriegsschiffe, Frachtschiffe, Tankschiffe, Fischereifahrzeuge, Hafen-und Engineering-Schiffe, Boote und U-Boote, Pontons, Schwimmdocks, Lastkähne, Schiffsrümpfe für verschiedene Zwecke,
- Maschinenbau: Kessel, Pumpen für verschiedene Zwecke, Verbrennungsanlagen von Abfällen und Müll, Gefriergeräte, Ausrüstungen für die Ölindustrie,
- Metallurgie: Barren aus Kohlenstoff-, Struktur-und legierte Stähle sowie Gusseisen und NE-Metallen,
- Firma UMS für Boote und Yachten - http://ums.com.ua/

ISTA:http://ista.com.ua/
- einer der größten Hersteller von Starterbatterien in Osteuropa
- pro Jahr 5 - 5,5 Mio Batterien für 30 Pkw-Modelle und 21 Nutzfahrzeugmodelle

Ridna Marka: http://www.ridnamarka.com.ua/
- Geflecht aus ukrainischen Herstellerunternehmen für Lebensmittel und Getränke
- Weizenbier , Lagerbier, Naturgerstenbier, Säfte, Nektare, 
- Verarbeitung von Obst und Gemüse: Pürees, Konserven, Soßen, Tomatenmark,
- Jahresumsatz 2008: 450 Mio USD

Channel 5: http://www.5.ua/
- Entstand nach "Geschäftskonflikten" (Entzug der Frequenzen -http://ukraine-nachrichten.de/inter-gewann-prozess-neuverteilung-fernsehfrequenzen_2509_wirtschaft ) durch Fusion von Teleradiokompanija NBM’ („Pjatyj Kanal“) NBM (ein Informationskanal) und Teleradiokompanija ‘Express-Inform’,
TRK Express - (ein Unterhaltungssender) 
- NBM und TRK Express exportierten vorher nebenbei noch Getreide
- im Jahr 2000 gab es bei einer Ausfuhr in Höhe von 2,3 Mio EUR den Vorwurf des Steuerbetruges indem sie einmal eine geringwertigere Klasse beim Getreide angaben und im anderen Fall eine höherwertigere Klasse,und zu diesem eine höhere Vorsteuer geltend machen wollten ( http://ukraine-nachrichten.de/pjatyj-kanal-darf-kein-getreide-mehr-exportieren_2705_wirtschaft ) 
- Erstaustrahlung September 2003
- technische Reichweite 70 %

Luxus-Sportklub 5 Elements : http://5el.com.ua/about/pochemu-pyatyj/
- Angebote von Beachvolleyball, Basketball, Tennis, Squash, Pools, Restaurant,Bars, Fitnessstudio, Beautycenter, Wellness,usw

Stiftung Petro Poroschenko
- Mitgliedschaft in der EPChttp://de.wikipedia.org/wiki/European_Policy_Centre

2012 wurden 9 Boote der Gyurza M (Projekt 58155) an ukr. Marine verkauft,die Lieferung soll 2017 stattfinden.
http://survincity.com/2012/02/bookmark-armored-gyurza-m-for-the-ukrainian-navy/
https://www.youtube.com/watch?v=Xt2co2maYnw&feature=plcp

Dieselbe Firma, die 2008 unter der Regierung Juschtschenkos und Timoschenko,zusamen mit dem staatlichen Waffenlieferanten Ukrspetsexport, insgesamt 33 T-72 Panzer,Granatwerfer, gepanzerte Fahrzeuge,Kleinwaffen über Kenia in den vom UN-Embargo betroffenen Krisenland Südsudan lieferten. Dies stritten sie damals offiziell ab,die USA konnte mittels Satellitenbilder sie der Lüge bezichtigen.
Sie belieferten Saudi-Arabien mit Raketensystem, Waffen an die Militärdikatur Myanmar,Zubehör für ballistische Raketen an den Iran.
http://www.kyivpost.com/content/ukraine/us-official-accuses-ukraine-of-lying-about-2008-ar-92515.html

Der damals eingereichte 12-Punkte-Plan Poroschenkos

Bevor Petro Poroschenko sein Amt als Wirtschaftsminister antrat, legte er Präsident Janukowytsch seinen Aktionsplan vor.

Freiheit des Unternehmertums
Unterstützung der heimischen Produzenten, Gewährleistung eines günstigen Geschäftsklimas und die Schaffung neuer, qualifizierter Arbeitsplätze
Schutz der Unternehmen vor Druck durch Vertreter der Machtstrukturen, Beseitigung der Möglichkeiten für ungerechtfertigte Eingriffe der Rechtsschutzorgane in die Wirtschaftsaktivitäten. Einführung der finanziellen Verantwortung für die Verursachung von wirtschaftlichen Schäden
Vereinfachung des Systems zur Eintragung von Eigentumsrechten. Freier Zugang zum EDRPOU [Handelsregister]. Organisation der Arbeit zwischen Beamten und Unternehmern nach dem Prinzip des "transparenten Büros"
Deregulierung bei der Führung von Geschäften; Reduzierung, Vereinfachung sowie Kostensenkung der Dienstleistungen der Organe der Staatsmacht und staatlicher Unternehmen
Reform der Energiemärkte und Nahrungsressourcen entsprechend den europäischen Standards und Kriterien der ökologischen Sicherheit
Effiziente Nutzung von Ressourcen
Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Wirtschaft. Angleichung der makroökonomischen Ungleichgewichte
Umwandlung des Systems der nationalen Projekte in eine Prioritätenliste zur staatlichen Förderung von Investitionen, insbesondere in den Bereichen Energieeinsparung und Diversifizierung von Energiequellen
Effektive Unterstützung des Exports durch die Implementierung des Systems der Exportkredite und der Risikoversicherungen sowie der politischen Unterstützung für ukrainische Produzenten auf den ausländischen Märkten
Schutz des Binnenmarktes vor unfairem Wettbewerb seitens ausländischer Firmen in Übereinstimmung mit den Regeln und Normen der WTO. Kampf gegen die Einführung von minderwertigen und gefährlichen Produkten. Schaffung von "zivilisierten" Bedingungen für die Landreform, Gewährleistung des Schutzes von Eigentumsrechten an Grundstücken, Förderung der Entwicklung der landwirtschaftlichen Produktion und Anziehung von Investitionen im Agrarsektor. Gesetzliche Festlegung eines Mindestpreises für Land und Sicherung der Entwicklung der Infrastruktur im ländlichen Raum
Grundlegende Reform des Systems der staatlichen Reserven im Bereich der strategischen Ressourcen
Quelle: http://korrespondent.net/ukraine/politics/1332480-poroshenko-o-predlozhenii-yanukovicha-vozglavit-minekonomiki-reshenie-ya-prinyal

"Poroschenko ist für seine liberalen Ansichten bekannt", sagt der Direktor des Instituts für wirtschaftliche Entwicklung, Aleksandr Paschawer.

Mehr als einmal wurde berichtet, dass der ehemalige Sekretär des Sicherheitsrates in die Regierung wechseln will, allerdings in ein anderes Ministerium – ins Finanzministerium.

 

http://german.ruvr.ru/2014_08_24/Privatisierung-auf-ukrainische-Art-3824/


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Kurdistan ist Energie-Großmacht

Da der Irak wie auch Syrien aber auch die Türkei bestrebt sind, sich von westlicher Politik unabhängiger zu machen und selbstbestimmter zu werden, könnte die politische Klasse im Westen plötzlich an der Errichtung eines Kurdenstaates Interesse haben.  

»Irak-Kurdistan« sei »eine Energiegroßmacht«, stellt Pflüger (CDU) trocken fest. Bereits ohne Kirkuk sei die Region mit ihren »geschätzten 45 Milliarden Barrel Ölreserven zu einem beachtlichen Player auf der Bühne der globalen Energiepolitik geworden«. Nach der Einnahme von Kirkuk im Juni verfüge Erbil nun sogar »über die neunt­größten Öl-Vorkommen der Welt« – mehr als Libyen.

 

Die Erdgasvorräte der Region, selbst ohne diejenigen in Kirkuk »nicht weniger als 5,7 Billionen Kubikmeter«, seien »sogar die achtgrößten der Welt«.

Und vor allem: Die Bodenschätze stehen dem Westen konkurrenzlos zur Verfügung. Erbil habe »gegen den Willen Bagdads, aber in enger Zusammenarbeit mit Ankara eine eigene Pipeline in die Türkei gebaut«, erinnert Pflüger: »Erstmals gelangte im Mai dieses Jahres kurdisches Öl über den türkischen Hafen Ceyhan per Tanker nach Europa und in die USA.« Akllerdings ist dieses kurdisch-türkische Bündnis brüchig, weil die Türken gleichzeitig Krieg gegen die Kurden in der Türkei und in Syrien führt, wo die Türkei als Nato-Mitglied auch die IS unterstützt.

In einer Zeit, in der die Suche nach Alternativen zu russischen Energierohstoffen auf Hochtouren läuft, ist die Aussicht auf einen potenten neuen Lieferanten aus Sicht westlicher Kapitaloligarchen besonders viel wert.

Interessierte Kreise in Deutschland haben die nordirakischen Ressourcen seit Jahren fest im Blick. Ende August 2010 schloß der Essener RWE-Konzern sogar schon einmal eine Kooperationsvereinbarung mit der Regionalregierung in Erbil, um sich Zugriff auf das dortige Erdgas zu verschaffen. RWE beteiligte sich damals an den Planungen für die »Nabucco«-Pipeline, die Erdgas aus dem Kaspischen Becken nach Europa leiten sollte, und bemühte sich um zusätzliche Lieferanten für die Röhre. Die Kooperationsvereinbarung mit Erbil führte allerdings zu heftigem Ärger mit Bagdad: Die Zentralregierung pochte auf ihr Mitbestimmungsrecht in Rohstoffragen – auch, weil sie sich wohl im klaren war, daß eine Pipelineverbindung über die Türkei zum Mittelmeer Erbil viel Geld und damit die Möglichkeit zur Sezession verschaffen würde. Für den RWE-Deal setzte sich Anfang 2011 der damalige Entwicklungsminister Dirk Niebel persönlich in der irakischen Hauptstadt ein – vergeblich: Das Vorhaben scheiterte. Pluspunkte in Berlin hat die irakische Regierung sich damit nicht verschafft.



In der Tat: Als die CDU/CSU-Bundestagsfraktion am 20. März 2013 zu einem Kongreß über »Außenpolitische Aspekte der deutschen Rohstoff- und Energiesicherheit« in den Reichstag lud, da sprach – in Anwesenheit von Klaus Schäfer, damals Vorstandschef von E.on Ruhrgas – auch Nechirvan Barzani, aber niemand aus Bagdad. Der Ministerpräsident der kurdischen Autonomieregion, ein Neffe des Autonomiepräsidenten Massud Barzani, pries die Erdgasvorräte des Gebietes an – und tat das erneut, als er tags drauf bei Bundeskanzlerin Merkel vorsprach. »Die riesigen Öl- und Gasvorräte, die in Kurdistan seit 2007 entdeckt wurden«, seien »wichtig für die künftige Energieversorgung Europas«, warb Dilschad Barzani, Repräsentant der Autonomieregierung in Deutschland und Bruder des Autonomiepräsidenten, kürzlich in einer PR-Broschüre aus Erbil. Zu den einflußreichsten Lobbyisten in puncto nordirakisches Gas zählt freilich Friedbert Pflüger, der unter anderem die Beratungsfirma »KGE Business Alliances« mit Filialen in Berlin und Erbil betreibt (»KGE« steht für »Kurdish German European«). Als die »Atlantik-Brücke« am 2. Juli auf einem Symposium in Berlin über Alternativen zu russischen Energierohstoffen beriet, da empfahl Pflüger neben Schiefergas aus den USA auch dringend Erdgas aus »Irak/Kurdistan«.

Und wenn die kurdische Autonomieregion einen eigenen Staat gründet, gestützt auf Einkünfte aus dem Öl- und Gasverkauf in die westliche Welt? Für Pflüger ginge das völlig in Ordnung. In der Internationalen Politik verweist er darauf, daß Erbil derzeit überraschenderweise »die meiste Unterstützung« aus Ankara erhält. Die Regierung Erdogan hat – auch auf Druck aus Washington nach dem Irak-Krieg von 2003 – ihre Wirtschaftskontakte in den Nordirak intensiviert, um das Gebiet zu stabilisieren, und dabei im Laufe der Zeit ihre Haltung zu einem etwaigen irakisch-kurdischen Staat revidiert. Dieser wäre ökonomisch vollkommen abhängig von der Türkei – bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) war bereits von »einer Art türkischem Protektorat« die Rede – und könnte ihr seinerseits günstige Rohstoffe liefern. Zudem wäre er für Ankara ein nützlicher »Puffer zu den Bürgerkriegsgebieten in Syrien und im Irak«, urteilt Pflüger. Mit einem stabil an die Türkei angebundenen Gaslieferanten »Kurdistan« könnte auch Berlin gut leben – besser vielleicht als mit einer Autonomieregion, die im Streit mit der Zentralregierung liegt und deshalb, wie RWE leidvoll erfahren mußte, ein unzuverlässiger Geschäftspartner ist.

Was früher nur Marxisten in Deutschland forderten, ist jetzt plötzlich auch bei einem CDU-Außenpolitiker vorstellbar geworden nämlich die Schaffung eines freien und unabhängigen Kurdenstaates. Die Aufhebung des PKK-Verbotes im Lande wäre da ein erster richtiger Schritt in diese Richtung.

http://www.jungewelt.de/2014/08-25/001.php

Überbewaffnet:Im Irak erbeuteten Rebellen Waffen im Wert von 4 Mrd . Dollar 

Und irakische Regierung und USA thematisierten es nicht einmal - Bestände der Zentralregierung geplündert - die USA u.a. haben den Irak seit 2003 mit Waffen geflutet

Quelle AFP

Jürgen Todenhöfer

 LIEBE CHAOS-STRATEGEN: HÖRT ENDLICH AUF, WAFFEN IN KRISENGEBIETE ZU SCHICKEN! 


Protokoll einer Reise in irakische Flüchtlings-Lager und an die IS-Front. 
Von meinem Sohn Frederic. Euer JT 

"Erbil. Wir fahren zu einem Lager mit 3000 sunnitischen und schiitischen Flüchtlingen aus Mosul. Welch ein Elend! Nur einmal am Tag gibt es Essen. Kaum Medikamente. Kinder haben schlimme Hautausschläge. Doch keiner klagt. Jeder versucht das Beste aus dem täglichen Leid zu machen.

Wir sehen Kinder, die mit einer alten Plastikflasche Fußball spielen. "Straßen-Fußball, am Ende der Welt", sagt mein Vater. Sekunden später ist er mitten im Getümmel und versucht die Flasche zu ergattern, um sie ein paar Meter weiter zu schießen. Immer mehr Kinder machen mit. Endlich spielt jemand mit ihnen. Auch noch ein Ausländer! Ich erzähle ein paar Jungs, dass wir aus Deutschland kommen! "Oh! Alman! Weltmeister!" Ich schlage ein, high five.

Wir brechen auf. Innerhalb weniger Sekunden kommen wir in einen Sandsturm, der immer dichter wird. Bis wir nichts mehr sehen. Alles mögliche fliegt gegen das Auto. Steine. Erdbrocken, Dosen, Äste, Sand, Müll! Es knallt und rappelt fast 5 Minuten lang. Wir gehen im Auto in Deckung. Ich habe Angst, dass unser Wagen umgeworfen wird, so stark ist der Sturm. Oder dass uns ein anderer Blindfahrer rammt. Es regnet in Strömen, aber das fällt bei all dem Schrott, Sand und Wind, die gegen das Auto schlagen, gar nicht auf. Auf einmal ist alles vorbei. Die Sicht wird klar, nur der Regen prasselt weiter. Die Windschutzscheibe ist zersplittert.

Nach dem Besuch eines zweiten Flüchtlingslagers mit hunderten Christen und Gesprächen über die chaotische Politik des Westens im Mittleren Osten machen wir uns auf den Weg zur IS-Front.

Sie soll 50 km von Erbil entfernt sein. Auf den Feldern neben der Landstraße befinden sich aufgeschüttete Erdwälle zur Verteidigung gegen Attacken von IS. Unser Fahrer rät uns ab, weiter zu fahren. IS sei immer noch in der Gegend. Es gäbe Sniper, besonders rechts der Straße....

Das Dorf, in das wir wollen, heißt Gwer und wurde angeblich vor einigen Tagen von den Peschmerga-Truppen zurückerobert. Unser Fahrer wird von Minute zu Minute ängstlicher. Doch die Soldaten des ersten Checkpoints winken uns durch. Das ist für meinen Vater entscheidend.

Trotzdem: Die Straße ist gespenstisch leer. Nur selten sehen wir einen Lastwagen. Unser Fahrer wird noch unruhiger und stellt jedem Soldaten, den er sieht, Fragen. Dürfen wir wirklich durch? Ist es nicht zu gefährlich? Warum sehen wir kaum noch Autos? Warum sind die Dörfer wie ausgestorben ? Wo sind die Sniper? Ich kann mir vorstellen, was ihm jetzt durch den Kopf geht. Immer wieder versucht er tief durchzuatmen, um seine Angst zu überwinden.

Mein Vater richtet sich nach den Soldaten an den Checkpoints. Und die sagen: Ihr kommt durch. Als wir allerdings kein einziges Fahrzeug mehr auf der Straße sehen, wird allen im Auto mulmig. Rechts von uns, weniger als einen km entfernt, ist IS. Wahrscheinlich sehen sie uns. Vielleicht halten sie uns ja für Gemüsehändler. Hoffentlich!

Plötzlich vor uns 2 kurdische Kämpfer. Sie berichten, dass sie IS mit Hilfe von US-Bombern vor ein paar Tagen "vertrieben" hätten. IS sei jetzt auf der anderen Seite der Brücke. Jenseits des großen Zab-Flusses. 1km entfernt.

Ein Auto mit kurdischen Kämpfern kommt angebraust. Am Steuer sitzt Mr. Cool, ein junger Kämpfer mit Tuch um den Kopf und goldener Sonnenbrille auf der Nase. Sie sind bereit, uns ihre Militär-Basis zu zeigen. Mein Vater steigt einfach zu ihnen ins Auto. Zwischen ihre Maschinenpistolen. Unser Fahrer und ich folgen ihm.....

Wir fahren einen Hügel hoch. Hier hat man eine gute Übersicht über Gwer, die Brücke und das von IS besetzte Dorf. Schnell versammelt sich die ganze Truppe. Begeistert schütteln sie unsere Hände. Hinter Backsteinen verschanzt, positionieren sich einige Kämpfer mit ihren Kalaschnikows und richten sie auf das Dorf am anderen Ufer des Flusses.

Mein Vater sagt offen, er finde es seltsam, dass die über 100.000 weltberühmten Peschmerga im Kampf gegen ein paar tausend IS-Kämpfer jetzt auf Hilfe der Amerikaner und Europäer hofften, und den Kampf nicht eigenständig führen wollten. Ein verlegenes Lächeln hier, ein Lächeln da... "Was sollen wir denn machen? Wir haben nur Kalaschnikows und kleine Waffen! Die anderen haben modernste Waffen."

"Außerdem haben wir keinen Befehl erhalten (!), sie zu vertreiben. Wenn unser Präsident uns den Befehl geben würde, sie aus Mosul zu vertreiben, würden wir keine Sekunde zögern, stolz und ohne Angst in den Kampf zu ziehen."

Sie zeigen uns das Dorf auf der anderen Seite des Flusses, in dem sich IS verschanzt hat. Nur der der große Zab, hier etwa 100 Meter breit, trennt uns von ihnen. IS verhalte sich momentan ruhig, angeblich um nicht weitere Luftschläge der Amerikaner zu provozieren.

Nach etwa einer Stunde verabschieden wir uns. Auf der anderen Seite des Flusses weht die schwarze Fahne von IS. Ich bin sicher, die sehen von dort alles.

ANALYSE

Die skeptische Haltung meines Vaters gegenüber Waffenlieferungen in das nordirakische Krisengebiet hat sich auch nach unserem Front-Besuch nicht geändert. Erst sei ISIS durch die massiven Waffenlieferungen des Westens und der Golfstaaten an die syrischen Rebellen stark gemacht worden- als Platzhirsch habe sich ISIS bei diesen frei bedienen können. Und jetzt solle ISIS mit westlichen Waffen gestoppt werden? Das hält er für politische Stümperei des Westens.

Außerdem: Die irakische Armee bestehe aus ca. 500.000 von den USA militärisch teilweise sehr gut ausgerüsteten Soldaten. Dazu kämen über 100.000 Peschmerga. Dass diese im Kampf gegen maximal 10.000 IS-Kämpfer wirklich westliche Waffenhilfe brauchten, sei schwer nachvollziehbar.

Viel wichtiger als diese 'humanitäre Herumbomberei des Westens im Mittleren Osten' sei eine faire Beteiligung der Sunniten am politischen Leben des Irak. Ein geeinter Irak müsse keinen Feind mehr fürchten. Die Beendigung der schlimmen Diskriminierung der Sunniten im Irak sei deshalb auch sicherheitspolitisch viel wichtiger als Waffenlieferungen an die Peschmerga. Die könnten IS sowieso nur auf ihrem eigenen Gebiet bekämpfen. Aber nicht in der Region Anbar, wo IS auch stark sei. Oder vor Bagdad. Oder in Syrien.

Ein ranghoher Vertreter der kurdischen Führung erklärte uns, dass nach der Flucht der irakischen Armee nicht nur IS, sondern auch die kurdischen Sicherheitskräfte riesige, teilweise modernste Waffen erbeutet hätten. Im Wert von 4 Milliarden Dollar. Uns verschlug es fast die Sprache, weil die westlichen Politiker darüber nie ein Wort verloren hatten.

Außerdem -so unser hochrangiger Gesprächspartner- könne Kurdistan als relativ wohlhabendes 'Land' jederzeit Waffen auf den internationalen Schwarzmärkten kaufen. Aber warum solle man, "wenn man die Waffen von den Europäern geschenkt bekomme".

Mein Vater hält daher die Entscheidung, Waffen in den Nordirak zu liefern, für "schlecht recherchiert und nicht zu Ende gedacht." Schon morgen könnten die deutschen Waffen in die Hände von IS gelangen. Genauso wie die amerikanischen Waffen, mit denen IS inzwischen große Teile Syriens und Iraks erobert hat." 

Frederic Todenhöfer

https://www.facebook.com/JuergenTodenhoefer/photos/a.10150173554135838.304529.12084075837/10152413704805838/?type=1