EU-Diktatur: Rajoy Regime verhindert Demokratie in Katalonien
Gegen ein Europa der oligarchen Konzernherrschaft - Für ein Europa der Volksdemokratien und der Regionen

Das Rajoy-Regime hat trotz der mehrheitlichen Wahl von Puidgedemont nahen Abgeordneten bei den Regionalwahlen in Katalonien, die Wahl von Puidgedemont zum Präsidenten verhindert, indem sie verfügte, dass ein nicht anwesender Abgeordneter nicht zum Präsidenten gewählt werden darf.
Gleichzeitig droht dem Politiker die Verhaftung in Katalonien durch das spanische Rajoy-Regime, der wegen Rebellion gegen die Zentralgewalt angeklagt werden soll. Er lebt im ERxil in der EU Metropole Brüssel, die eine Auslieferung an Madrid ablehnte.
Das ist ein antidemokratischer Putsch gegen die Verfassung. Wer eine demokratische Verfassung außer Krafz setzt, der handelt diktatorisch und auch rein willkürlich.
Dadurch macht der spanische Regierungschef Rajoy das Land zu einem antidemokratischen Regime bzw. zu einem diktatorischen Regime.
Katalonien hält an seinem in Belgien lebenden Regierungschef fest: Puigdemont ist der einzige Kandidat für das Amt des Regionalpräsidenten. Das Parlament verschob die Wahl nun aber auf unbestimmte Zeit.
Der katalanische Parlamentspräsident Roger Torrent hat die Sitzung zur Regierungsbildung auf einen unbekannten Zeitpunkt verschoben. Die Abgeordneten hätten heute Nachmittag zusammentreten und den Regionalpräsidenten Kataloniens wählen sollen. Einziger Kandidat um das Amt ist Carles Puigdemont, den Spaniens Zentralregierung abgesetzt hatte und der derzeit in Belgien lebt, um sich dem Zugriff der spanischen Justiz zu entziehen.
Torrent bekräftigte, er werde keinen anderen zur Wahl vorschlagen: Puigdemont habe "jedes Recht", erneut Regionalpräsident zu werden, sagte Torrent auf einer Pressekonferenz. Eine Einmischung in die Geschäfte des Regionalparlaments durch die Madrider Regierung werde nicht geduldet.
In einem Volksreferendum hatte sich vorher die Mehrheit der Katalanen für die Unabhängigkeit von Spanien ausgesprochen. Das Rajoy-Regime kannte das Volksvotum nicht an.
Daraufhin hatte die Zentralregierung eine neue Regionalwahl angesetzt, die Puidgedemont ebenfalls gewann. Der Megagau für das erzkonservativ- völkisch- nationalistische Rajoy Regime.
Vergasungs-Menschenversuche der deutschen Auto-Weltkonzerne BMW, Daimler und VW
Deutsche seien Drahtzieher dieser perversen Idee
Die deutschen Global Player Weltkonzerne BMW, Daimler und VW haben zusammen mit dem Elektronikweltkonzern aus Profitgier Menschenversuche mit Stickoxyden an Affen und Menschen in den USA und in Deutschland durchgeführt, die die angebliche Ungefährlichkeit der hochtoxischen Feinstaub-Emissionen durch Stickoxyde beweisen sollten.

Die von den drei Global Playern 2007 zusammen mit Bosch gegründete Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) hat nicht nur, wie Ende vergangener Woche durch die New York Times bekannt wurde, Abgastests mit Affen sondern laut EUGT-Report auch an Menschen vorgenommen.
Die politische Klasse zeigt sich empört, obwohl sie deutsche Oligopolwirtschaft vorbehaltlos unterstützt und insbesondere CDU und SPD Politiker massiv Lobbypolitik für die Auto-Weltkonzerne betreiben.
So wird massiv daran gearbeitet Fahrverbote für Diesel-Fahrzeuge in deutschen Metropolen zu verhindern,
Das Merkel-Regime zeigt sich dabei als willfähriger Helfer der Konzernherrschaft im Lande.
Dabei wurde jetzt bekannt, dass selbst modernste Diesel von der VW Tochter Audi mit Schummelsoftware ausgestattet ist, die die abgase nur im Standmodus messen, aber nicht während der freien Fahrt . Ein entsprechender Rückruf der Fahrzeuge wurde von Audi gestartet.
In dem als Tätigkeitsbericht für die Jahre 2012 bis 2015 herausgegebenen Report heißt es, der Forschungsverein habe auf Empfehlung seines Beirates eine "Kurzzeit-Inhalationsstudie mit Stickstoffdioxid bei gesunden Menschen gefördert". Stickstoffdioxid (NO₂) ist jener Schadstoff, dessen Messwerte von VW in den USA jahrelange manipuliert worden waren, um die gesetzlichen Grenzwerte für Dieselfahrzeuge offiziell einzuhalten. In Wirklichkeit wurden die Grenzwerte um ein Vielfaches überschritten. Laut EUGT-Report wurde die Wirkung unterschiedlicher NO₂-Konzentrationen in der Atemluft auf 25gesunde Versuchspersonen untersucht.
Zu dem Zeitpunkt der Menschen- und Affenversuche war der Autozulieferer Bosch nach derzeitigen Erkenntnissen nicht mehr Mitglied des Forschungsvereins, im Gegensatz zu VW, Daimler und BMW. Diese drei Hersteller waren in der Regel mit Konzernmanagern im Vorstand des Vereins vertreten, der sich bei näherem Betrachten als Lobby-Truppe für den Diesel mit wissenschaftlicher Fassade erweist. Die EUGT wurde mit Beschluss vom November 2016 erst Mitte 2017 aufgelöst
Stephan Weil, niedersächsischer Ministerpräsident und VW-Aufsichtsratmitglied, hält es für "widerlich und absurd", zehn Affen stundenlang mutwillig Autoabgase einatmen zu lassen, um zu beweisen, dass die Schadstoffbelastung angeblich abgenommen habe. Bereits am Freitag hatten sich BMW und Daimler zu dieser Facette deutscher Motorenentwicklung geäußert: Man distanziere sich, und es seien auch keine eigenen Autos eingesetzt worden, hieß es aus den beiden Konzernen. BMW erklärte noch, generell keine Tierversuche durchzuführen; man hätte das Projekt damals bremsen müssen. Daimler hält Versuche in diesem Fall für "überflüssig und abstoßend" und will die Genese klären.
Die Abgase aus dem Auto wurden in eine kleine Kammer geleitet, in der zehn Affen saßen. Vier Stunden lang atmeten sie die Abgase ein, sowie in einer zweiten Runde die eines Vergleichsfahrzeuges, eines älteren Ford F-250.
Zur Beruhigung hätten die Affenweibchen Comic-Filme angeschaut, erklärte LRRI-Forschungsleiter Jacob McDonald vorigen August in den USA bei einer Gerichtsverhandlung, die im Zusammenhang mit der Abgasaffäre stand. Ausweislich der Protokolle habe man die Affen danach betäubt und intubiert, ihr Blut auf Entzündungsmarker untersucht, ihre Lungen ausgewaschen und die Bronchien überprüft.
Stickoxide, Stickstoffoxide und nitrose Gase sind Sammelbezeichnungen für die gasförmigen Oxide des Stickstoffs. Sie werden auch mit NOx abgekürzt, da es aufgrund der vielen Oxidationsstufen des Stickstoffs mehrere Stickstoff-Sauerstoff-Verbindungen gibt. Teilweise wird die Abkürzung NOx (NOX) auch synonym für die giftigen nitrosen Gase verwendet, die bei der Verbrennung fossiler Brennstoffe entstehen.
Nach Meinung deutscher Fachleute wie Joachim Heinrich, bis zu seiner Pensionierung 2014 Leiter des Helmholtz-Instituts für Epidemiologie, seien "die tierethischen Bedenken" so groß, dass man Affen in Deutschland bereits seit mindestens 15 Jahren nicht mehr zur Untersuchung solcher Fragen heranziehe.
Stickoxide schädigen die Gesundheit von Mensch und Tier auf vielfache Weise. Sie reizen die Schleimhäute der Atemwege und der Augen. Laut Umweltbundesamt können Husten sowie Atem- und Augenbeschwerden auftreten. Vor allem für Asthmatiker sind die Gase problematisch. Bei zu hohen Konzentrationen steigt das Risiko für Herz- und Kreislauferkrankungen. Hohe Stickoxidwerte können außerdem Kopfschmerzen und Schwindel auslösen. Die Gase tragen zudem zur Entstehung von bodennahem Ozon und Feinstaub bei. Zudem gelten sie als krebserregend.
Auch in der EU führt die Belastung mit Feinstaub und Ozon jährlich zu 180.000 Todesfällen, davon 35.000 in Deutschland. Damit sterben in vielen Ländern etwa zehnmal so viele Menschen aufgrund der Schadstoffbelastung wie im Straßenverkehr. Also noch mehr als der BUND mit 10 000 Toten vermutet.
Jedes Jahr sterben weltweit sogar 3,3 Millionen Menschen vorzeitig an den Folgen von Luftverschmutzung. Diese Zahl könnte sich bis 2050 verdoppeln, wenn die Emissionen ähnlich ansteigen wie bisher – das hat die Studie eines Teams um Forscher des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz ergeben. Die Hauptquellen für schlechte Luft sind neben Industrie und Verkehr besonders auch häusliche Kleinfeuer und die Landwirtschaft.
Dass beim Dieseltest Affen eingesetzt wurden, sei eine Entscheidung der Deutschen gewesen, erklärt das LRRI auf Anfrage: "Die Spezies für die EUGT-Studie wurde durch die EUGT ausgewählt." In der Vernehmung hatte McDonald erklärt, die EUGT habe zuvor Menschen einsetzen wollen, sei aber davon abgekommen, weil die Internationale Agentur für Krebsforschung zuvor Dieselabgase als krebserregend eingestuft habe. Das war aber auch schon vorher bekannt, dass Diesel-Emissionen krebserregend sind.
Später wurden diese Versuche auch in Deutschland durchgeführt, nachdem man in den USA damit durchkam und es dort keinen behördliche Widerstand gab.
Robert Pfaller: Gegen die Identitätspolitik - Interview aus dem "Rubikon"
Wider die Identitätspolitik
Empfindlichkeitsökonomie und Sprachkontrolle dienen dem neoliberalen Entsolidarisierungsprogramm. Interview mit Philosoph Robert Pfaller.
„Wir leben in einer Welt, in der immer mehr Menschen mit der größten Selbstverständlichkeit in Armut und Aussichtslosigkeit getrieben werden und in der man zugleich Erwachsene vor Erwachsenensprache warnt. Das eine hängt offenkundig mit dem anderen zusammen: Denn es sind dieselben Mächte, die das eine und das andere vorantreiben“, gibt der Philosoph Robert Pfaller zu Protokoll. Und tatsächlich: Könnte es nicht vielleicht sein, dass die ganze Antidiskriminierungs-, Gleichstellungs-, Gender- und Queer-Politik ein riesiges Ablenkungsmanöver ist? Eine Verschwörung der Profiteure von Neoliberalismus und Austeritätspolitik?
Lieber Robert mit ›Erwachsenensprache‹ ist ein lange überfälliges Buch erschienen, das eine schonungslose Zeitdiagnostik und philosophische bzw. psychologische Analysen leistet, aber auch Perspektiven eines erwachsenen Bürger-Seins eröffnet. Neben dem Neoliberalismus werden auch die Universitäten, die Religion, die linken Parteien und das politisch korrekte Sprechen unter die Lupe genommen. In den bisher erschienen Rezensionen findet sich erfreulich viel Zustimmung und bei der Lektüre möchte man beinah jeden Satz unterstreichen. Zugleich zuckt man aber auch zusammen und denkt: Der ist aber mutig! Riskiert da nicht jemand den sprichwörtlichen „Beifall von der falschen Seite“ – also von Rechtspopulisten –, oder den Ausschluss aus der wissenschaftlichen oder politischen Gemeinschaft als Netzbeschmutzer? Was war der Anlass für das Wagnis, dieses Buch zu schreiben, und wie sind die Reaktionen?
Mein Ausgangspunkt war, dass ich nicht weiter zusehen wollte, wie eine immer blasser werdende Linke gegen die populistische Rechte verliert - wie zuletzt in den USA. Meine These dazu lautet, kurz gesagt: die Linke hat es verabsäumt, in ihrer ökonomischen Politik etwas anderes zu machen als das neoliberale Programm der Rechten. Deshalb war sie gezwungen, auf der kulturellen Ebene Zeichen zu setzen, um einen Unterschied zu markieren oder zu simulieren. Daher die meist auf der Ebene der Sprache und der Symbole angesiedelten Maßnahmen der "Anerkennung" marginaler Gruppen, wie zum Beispiel Hillary Clintons ständige Betonung der sogenannten "LGTB+"-Agenda. Das aber wurde von der großen Mehrheit der verarmenden Bevölkerungsgruppen als ein elitäres, hauptsächlich weißes Programm empfunden. Auf der anderen Seite genügt es Politikern wie Trump, sprachlich bloß ein bißchen vulgär zu sein, um schon als "Mann des Volkes" wahrgenommen zu werden - auch wenn er natürlich in seiner ökonomischen Politik alles andere ist.
Angesichts dieser Lage habe ich gesagt: Wir brauchen wieder eine Politik, die auf wirkliche Gleichheit zielt; und nicht eine Pseudopolitik der Diversität, bei der alle nur angehalten werden, ihre Empfindlichkeiten zu kultivieren. Wir brauchen eine Sprache im öffentlichen Raum, die von Zugehörigkeit, Herkunft, sexueller Orientierung und anderen Besonderheiten absieht, damit wir uns wieder vernünftig verständigen und solidarisieren können. Hören wir mit dem elenden, heuchlerischen Moralisieren auf und holen wir das freche, schonungslose Reden zurück, denn das ist traditionell eine Sache der Linken gewesen, um Kritik zu üben und Mißstände zu benennen. Und machen wir endlich eine andere ökonomische Politik, die für ein erträgliches Leben für alle und für Zukunftsperspektiven sorgt. Ich habe wenig Angst, dafür Applaus von der Rechten zu bekommen. Der ist bisher auch ausgeblieben. Die neoliberale Pseudolinke freilich kritisiert mich in einem Spektrum, das von kleinen, gedankenlosen Mißverständnissen bis hin zu den großen Keulen aktueller hegemonialer Propaganda reicht: dem "Querfront"-Vorwurf und den billigen Diagnosen "Verschwörungstheorie" und "Paranoia". Genau das aber hatte ich als typischen Mechanismus dieses Diskurses ohnehin bereits in meinem Buch beschrieben. Wohl in kaum einer anderen Wissenschaft kommen einem gerade die Kritiker so sehr bei der Verifikation der eigenen Thesen zu Hilfe.
Ein Leitmotiv Deiner Überlegungen bildet der Hinweis auf das Missverhältnis zwischen unserem politisch-korrekten Sprechen und den realen Abgründen, die sich im Schatten dieses Sprechens auftun: Kriege, gescheiterte Staaten, globale Armut, Demokratieabbau. „Sprecht wie Mimosen! Handelt wie Bestien“ lautet ein Vortragstitel von Dir. „Über die zartfühlende Begleitung der brutalen Entsolidarisierung“, heißt es im Klappentext. Sind dies tragische Parallelphänomene oder besteht ein Zusammenhang zwischen der moralisierten Sprache und der ruinösen neoliberalen Politik?
Wie gesagt, fungierte das behutsame Sprechen zunächst vor allem als Feigenblatt für eine rücksichtslose Politik. Das Binnen-I zum Beispiel kam genau in dem Moment zu vorrangiger Prominenz, als man sich von der Einrichtung eines umfassenden Sozialstaats, wie er für die Gleichberechtigung von Frauen unabdingbar ist, still zu verabschieden begann.
Darüber hinaus aber kann man erkennen, dass die verschärfte Rücksicht auf die angebliche Verletzbarkeit von Gefühlen auch selbst einen aktiven Beitrag zur Umverteilung darstellt. Das zarte, postmoderne Sprechen leistet auf kultureller Ebene genau dasselbe wie die neoliberalen Privatisierungen auf jener der Ökonomie: es zerstört nämlich den öffentlichen Raum - jenen Raum, in dem mündige Menschen einander ohne Ansehen ihrer Person, Herkunft etc. begegnen, Argumente austauschen und Gleichheit mindestens als Fiktion praktizieren können. Letzteres ist notwendig, um ein Minimum an realer Gleichheit in der Gesellschaft herzustellen.
Ich kenne viele Menschen mit lauteren Motiven, die große Hoffnungen in die Normierung des Sprechens über Geschlecht und Herkunft usf. setzen, weil sie auf diesem Wege einen gesellschaftlichen Bewußtseinswandel anstreben, aus dem dann zwangsläufig auch eine gerechtere, bessere Welt entstehen wird. Wie könnte man denen gegenüber argumentieren? Letztlich laufen sie doch Gefahr, in bester Absicht zu Erfüllungsgehilfen einer neoliberalen Agenda zu werden, oder?
Ich fürchte, genau so verhält es sich. Die Normierung des Sprechens bringt nicht nur nichts; sie schadet vielmehr selbst noch zusätzlich.
Denn sie führt dazu, dass die Leute ständig auf ihre sogenannte Identität achten und nicht erkennen, dass ihre entscheidenden Probleme und Interessen meist anderswo liegen. Dadurch erkennen sie auch nicht, worin das Gemeinsame zwischen ihnen und diversen anderen Identitäten besteht, die dieselben Interessen haben.
Die Frage sozialer Benachteiligung wird durch die Sprechnormierung verdreht in die ganz andere Frage der Verletzbarkeit von Gefühlen, und letztere in erster Linie zu einem Problem des Sprechens "sublimiert". Dabei kommt es zu einer Umverteilung des Leids und seiner Anerkennung von den unteren Klassen der Gesellschaft zu den Eliten.
Du analysierst, was beim Austausch von Ausdrücken mit Diskriminierungspotential durch vermeintlich unverfängliche Wörter eigentlich geschieht. Zum einen klingt in der korrekten immer noch die inkorrekte Vokabel mit und es entsteht eine signifikante Pause oder Unterbrechung. Damit werden aber nicht nur die ‚bösen Diskriminierer’ mundtot gemacht, sondern auch die wohlmeinenden und engagierten Menschen in ihrer Artikulation gehemmt. Ich erinnere mich noch an das Jahr 2015 als im Zuge der „Willkommenskultur“ Helfer erst einmal belehrt wurden, dass „Flüchtling“ aufgrund des Suffixes „-ling“ ein diskriminierender Ausdruck sei. Interessant waren auch die Mutationen des „refugees welcome“-Logos, das zunächst nur die Silhouetten von laufenden Menschen zeigt, die dann noch um Rohstuhlfahrende und sexuell diverse Typen ergänzt wurden.
Es handelt sich ganz offenkundig um einen internen Distinktionswettbewerb unter Wohlmeinenden. Die Leute, die flüchten mussten, haben mit Sicherheit andere Sorgen.
Woher stammt eigentlich das PC-Programm? Auf welchem Wege konnte es als Machtform etabliert werden? Woraus bezieht es seine regulierende und kontrollierende Wirkung? Wieso kann so etwas überhaupt Macht über uns haben?
Bei diesem Programm handelt es sich eben nicht nur um einen Irrtum, sondern um eine Ideologie. Letztere existiert, wie Louis Althusser gelehrt hat, immer in Apparaten. Und dort sitzen Leute, die von ihren Fehlern leben. Der Neoliberalismus hat eine ganze Klasse von Kontrollbürokraten ins Leben gerufen.
Wenn wir diese Hintergründe verstehen, ergeben sich daraus Möglichkeiten, diese Macht zu unterlaufen oder gar zu brechen?
Die Linke hat gar keine andere Wahl. Wenn sie nicht brav weiter verlieren will, muss sie diese Kinderkrankheiten ablegen. Man wird sich wieder ansehen müssen, welche objektive Funktion solche repressiven Apparate erfüllen, anstatt nur gebannt darauf zu schauen, im Namen welcher angeblicher Opfer sie sprechen.
Im Zuge der #metoo-Debatte ist das Phänomen sexualisierter Gewalt im Internet, aber auch in den sog. Qualitätsmedien verstärkt diskutiert worden. Schweden reagiert darauf, indem es sexuelle Handlungen per Gesetz explizit zustimmungspflichtig machen möchte. Ideal wäre vermutlich ein schriftlicher Kontrakt, in dem alle Details ausgehandelt werden. Was zeigt sich an diesem Phänomen?
metoo täuscht durch seinen geradezu nostalgischen, vergangenheitsbezogenen Aspekt ein wenig über die tatsächliche gegenwärtige Lage hinweg - zum Beispiel darüber, dass derzeit an den US-Universitäten unter dem Vorwand sexueller Belästigung offenbar schon regelrechte Hexenjagden gegen liberale Professoren, feministische Professorinnen und Studierende veranstaltet werden. Das Buch "Unwanted Advances" der Filmtheoretikerin Laura Kipnis zeigt das sehr gut auf.
Während Frauen der unteren Klassen - etwa Kellnerinnen im fast-food-Bereich - immer noch schlecht gegen Übergriffe geschützt sind, hat sich bei den Eliten in vielen Bereichen das Kräfteverhältnis inzwischen geradezu umgedreht. Diverse neue Einrichtungen und Verfahren mit merkwürdigen, bedenklichen Rechtsstandards machen es möglich, dass Beschuldigte, selbst wenn ihre Unschuld erwiesen ist, oft ihre Arbeitsstätten verlassen müssen und keine neue Arbeit mehr finden. Ich glaube, es ist ein schwerer politischer Fehler, in einer so undifferenzierten Expressivitätswelle, wie sie die hashtag-Bewegungen hervorrufen, einen Gewinn für die Sache der Frauen zu sehen. Hier entsteht nicht Bewusstsein oder Sensibilisierung, sondern Stimmung - eine sehr zwiespältige Waffe, die gegen alles Mögliche gerichtet werden kann und der bezeichnenderweise derzeit fast immer gerade fortschrittliche Kräfte, linke Politiker und exponierte Wissenschaftlerinnen, zum Opfer fallen. Die französischen Kritikerinnen rund um Cathérine Millet haben das meines Erachtens gut erkannt.
Das neue schwedische Gesetz - dessen bekanntester, umstrittener Punkt über die Notwendigkeit ausdrücklicher Zustimmung übrigens von der Regierung aus dem Entwurf gar nicht zur Umsetzung übernommen wurde - bedeutet nur eine kosmetische Änderung bisheriger Formulierungen, ohne an den Tatbeständen oder der Beweislast etwas Entscheidendes zu verändern. Dieses neue Gesetz soll nach Absicht seiner Verfasser lediglich erzieherische Wirkungen haben. Und es soll wohl davon ablenken, dass die schwedische Polizei angesichts einer drastisch gestiegenen Zahl von Gewaltverbrechen offenbar nicht mehr genügend Ressourcen hat, um auch nur die bereits bestehenden Gesetze gegen sexuelle Gewalt durchzusetzen. Bestürzende Fälle von unterbliebener Strafverfolgung selbst bei erdrückender Beweislage, bezeichnenderweise aus den unteren Gesellschaftsklassen, belegen das. Das neue Gesetz dagegen bedient offenbar eher die Mittelklasse, die das Problem hat, nach den typischen skandinavischen Wochenendbesäufnissen öfters mit fremden Personen im Bett zu landen, ohne sich dabei an eigene Absichten erinnern zu können.
Ich finde es bemerkenswert, dass Du Lebenskunst und politische Verantwortung nicht gegeneinander ausspielst. Das neoliberale Regime beraubt uns systematisch aller Lebensquellen, aus denen wir Kraft und Erfüllung schöpfen könnten: „Alles, was das Leben lohnend macht, […] soll beseitigt werden.“, schreibst Du. Ist Genuss inzwischen ein subversiver Akt?
Naja, indirekt. Wie ich in meinen früheren Büchern gezeigt habe, besitzt alles, wofür es sich zu leben lohnt, eine ungute Seite. Kein Genuss, den wir kennen, ist ohne Vorbehalt: Trinken macht Kopfweh, Sex ist eklig und sozial anstößig, Feiern kostet Schlaf und Geld, selbst Spazierengehen erfordert die Bereitschaft, Zeit zu verschwenden.
Über dieses Ungute nun können sich Individuen alleine meist kaum hinwegsetzen. Alleine zu trinken macht den wenigsten Freude; manche wollen da nicht einmal essen. Was aber hilft, ist ein kleiner, geselliger Anstoß: Wenn die Kollegin mit der Sektflasche kommt, weil jemand in der Firma Geburtstag hat, dann sind alle Vorbehalte schnell überwunden. Dann gelingt es uns, aus dem Unguten des Trinkens oder Feierns etwas Großartiges, Sublimes zu machen. Nur wenn wir gesellig und solidarisch sind, können wir genießen. Diese Geselligkeit wird von Neoliberalismus und Postmoderne zerstört. Darum erscheinen den Menschen heute die Genussmöglichkeiten wie Alkohol, Tabak, Sex etc. zunehmend abstoßend und bedrohlich.
Erwachsenheit wäre ein Schritt, den auch der Einzelne gehen sollte, denn es gibt kein Recht darauf, ein Idiot zu sein. Dadurch gewinnt er selbst einen anderen Rang und ermöglicht auch andere Modelle von Beziehung und Gemeinschaft. Was bedeutet es, „erwachsen“ zu sein?
Erstens die Fähigkeit, seine Befindlichkeiten ein Stück weit hinter sich zu lassen und anderen wenigstens fiktiv als Gleichen zu begegnen, um das verbindende Allgemeine in den Blick zu bekommen. Und zweitens die Erkenntnis, dass bestimmte Unannehmlichkeiten eben zum Leben gehören und nicht traumatisch sind und dass wir eben darum auch imstande sind, mit ihnen umzugehen. Ausgehend von dieser Ethik wird eine politische Haltung möglich: Wir werden fähig, unsere spontanen Erregungen klein zu halten - um uns in der Folge dann eben über dasjenige aufregen zu können, was uns klein hält.
Noch einmal zur Lage der parlamentarischen Demokratie: Eine Abgrenzung von sozialdemokratischer, grüner oder sogar linker Parteipolitik zur neoliberalen Agenda wird zunehmend schwierig, wenn nicht unmöglich. Symbolpolitische Aktionen und Signalvokabeln, wie „Gerechtigkeit“, „Vielfalt“ und „Inklusion“ bilden dann Wahlkampfköder, durch die eigene Klientel dann ins Kraftfeld des neoliberalen Modell gezogen werden sollen. Du beziehst Dich in dieser Frage auf Nancy Fraser Begriff des „Progressiven Neoliberalismus“. Was ist damit gemeint?
Eben dass die scheinbar progressive linke Mitte ihre ökonomische Politik in den 1980er Jahren aufgegeben hat und von da an genau dieselben neoliberalen Programme verfolgt hat wie ihre Gegner: Privatisierungen, Sozialabbau, Sparpakete, Austeritätspolitik etc. Um sich aber doch irgendwie von der Rechten abzugrenzen, hat man sich symbolische Programme auf die Fahnen geschrieben: immer kleiner werdende Engagements für immer kleinere marginale Gruppen. Wenn man aber Probleme der Ökonomie und der Klassen nicht auf ihrer eigenen Ebene, sondern stattdessen auf der Ebene der Kultur und der Identitäten zu lösen versucht, löst man nicht nur nichts, sondern bewirkt auf der kulturellen Ebene sogar noch zusätzlichen Schaden. Die scheinbar fortschrittliche kulturelle Politik ist zu einer Distinktionswaffe geworden, mit der die urbanen Eliten sich von allen übrigen abgegrenzt haben. Das hat die verarmenden vorstädtischen und ländlichen Klassen umso mehr ins Lager der Rechten getrieben.
Am Ende des Buches gibst Du einen Ausblick auf zwei gleichermaßen unerfreuliche Alternativen: Entweder droht die Herrschaft der populistischen Rechten oder eine Machtverfestigung des Neoliberalismus durch ”medial inszeniertes Kasperltheater gerade mit Hilfe des rechtspopulistischen ‚Krokodils’“ Im Grunde profitieren also beide Bewegungen voneinander. Was könnte man Menschen raten, die aus Enttäuschung oder Protest mit der Rechten flirten? Warum ist die Rechte keine Alternative? Und: was wäre die wirkliche Alternative?
Ganz klar: wir brauchen dringend ein neues politisches Lager, das sich deutlich links von dieser Alternative positioniert. Nichts versuchen die beiden vorhandenen Komplizen ja so sehr zu verhindern wie das. Und die Rechte ist klarerweise keine Alternative. Sie macht ja dieselbe Politik (gepfeffert vielleicht mit einigen zusätzlichen, kulturellen Rückständen). Die aktuelle österreichische Rechts-Rechts-Regierung zum Beispiel will gerade das Hartz-IV-Programm der neoliberalen deutschen Sozialdemokratie kopieren.
Abschließend eine Frage in eigener Sache: Welchen Beitrag könnte ein Internet-Magazin wie der Rubikon zur Verwirklichung dieser Alternative leisten?
In den letzten Jahren ist mir, zum Beispiel in der Berichterstattung über den Krieg in Syrien oder in der Ukraine, erschreckend deutlich geworden, wie sehr offenbar auch die liberaleren deutschen Medien geprägt sind von einer NATO-lastigen Sichtweise. Es wurde zum Beispiel immer wieder erklärt, in Mossul bekämpften die Amerikaner mit ihren Verbündeten "den Islamischen Staat"; in Aleppo dagegen bekämpften die Russen und die syrische Regierung "Rebellen". Merkel "sagte", Putin "behauptete" etc. Um die dringenden gesellschaftlichen und politischen Probleme der Gegenwart in unseren Ländern zu lösen, brauchen wir eine Gegenöffentlichkeit, deren Diskurs nicht auf solchen Stereotypen aufbaut.
Vielen Dank für das Gespräch!
Andreas Wehr : Linke Sammlungsbewegung braucht Klarheit bei der Sammlung
Artikel von Andreas Wehr aus dem "Rubikon".

Klarheit vor Sammlung!
Zu den Überlegungen von Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht über eine neue linke Sammlungsbewegung.
Einmal mehr ist es Oskar Lafontaine, der beweist, warum er als einer der wenigen Strategen der deutschen Linken gilt. Er stellte die Frage, ob es jetzt nicht an der Zeit sei darüber nachzudenken, inwieweit die gegenwärtige Parteienkonstellation auf der linken Seite des politischen Spektrums noch den heutigen Anforderungen entspricht. Der Hintergrund: SPD und Linkspartei fällt es zunehmend schwer, Arbeiter, Angestellte und Arbeitslose für sich zu gewinnen. Zwar konnte die Partei DIE LINKE bei den Bundestagswahlen am 24. September 2017 leicht zulegen und dabei vom Niedergang der SPD profitieren, zugleich aber verlor sie an die AfD zahlreiche Wähler, vor allem in den ostdeutschen Bundesländern.
Etwa 400.000 frühere Linkswähler machten diesmal dort ihr Kreuz. Es waren vor allem Arbeiter und Arbeitslose die gingen. Unter den Arbeitern lag der Anteil der AfD bei 21 Prozent, der der SPD bei 24 aber der der Linkspartei bei nur 10 Prozent. Ein ähnliches Bild bei den Arbeitslosen: AfD 21 Prozent, SPD 23, Linkspartei 11 Prozent. Besser sah es unter den Angestellten aus: 11 Prozent AfD, 20 Prozent SPD und 9 Prozent Linkspartei. Besonders bitter für DIE LINKE fiel das Ergebnis bei der Wahlentscheidung von Gewerkschaftsmitgliedern aus, denn hier lag die AfD mit 15 Prozent vor der Linkspartei mit 12 Prozent. Selbst für die SPD, die den Gewerkschaften traditionell am nächsten steht, entschieden sich nur 29 Prozent.
Der Zickzackkurs der SPD-Parteiführung nach der Bundestagswahl und die Entscheidung deren Bundesparteitags vom 21. Januar 2018, Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU aufzunehmen, lässt erwarten, dass die Unterstützung der SPD weiter erodieren wird, es sogar zu Austritten aus der Partei in größerer Zahl kommen kann. In dieser Situation müsse sich, so Lafontaine, die Linkspartei öffnen und zum Initiator einer neuen linken Sammlungsbewegung werden, die neben früheren Sozialdemokraten auch unzufriedene Grüne ansprechen kann.
Die Partei DIE LINKE müsse bereit sein, sich in einem solchen Prozess als Organisation selbst infrage zu stellen, um so Motor einer neuen linken Sammlungsbewegung werden zu können, mit der anschließend das politische Spektrum in Deutschland wieder nach links verschoben werden kann.
Die Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im Bundestag, Sahra Wagenknecht, sieht ihre Partei an einer Wachstumsgrenze angekommen, die es notwendig mache, über andere Wege nachzudenken. In einem Interview des Magazins Der Spiegel vom 15. Januar 2018 sagte sie: „Mit der Linken hat sich erstmals links von der SPD eine relevante Kraft etabliert. Aber wir stehen bei zehn Prozent. Das reicht nicht, um Politik wirklich zu verändern. Um eine linke Volkspartei zu werden, müssten wir noch viel an Breite und Akzeptanz gewinnen. Das wäre auch ein Weg, aber er würde länger dauern.“ Und als ihr politisches Ziel gibt sie an:
„Natürlich wünsche ich mir eine starke linke Volkspartei.“
DIE LINKE - eine stagnierende Partei
Eine solch „starke linke Volkspartei“ wird aber die Partei DIE LINKE nicht mehr werden. Zehn Jahre nach ihrer Konstituierung im Jahr 2007 hat sie viel ihres anfänglichen Elans verloren. Stieg die Mitgliederzahl nach dem Zusammenschluss von PDS und WASG schnell auf 76.000, so ist sie inzwischen auf kaum mehr als 60.000 gesunken. Trotz einiger Erfolge bei der Gewinnung jüngerer Anhänger im Bundestagswahljahr 2017 ist ihre Mitgliedschaft weiterhin stark überaltert. Die Zahl der Parteimitglieder und damit ihre gesellschaftliche Verankerung werden daher in Zukunft weiter zurückgehen.
Die Westausdehnung der Linkspartei ist zum Stehen gekommen. Zwar konnte sie sich in vielen Städten der alten Bundesländer kommunalpolitisch verankern, doch eine in der Fläche etablierte Kraft ist sie dort nicht geworden. Ihre nach der Konstituierung erzielten Erfolge bei Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen konnte sie nicht wiederholen. Abgesehen von den Stadtstaaten Hamburg und Bremen verfügt sie heute im Westen nur in Hessen und im Saarland über eigene Landtagsfraktionen, wobei der Erfolg im Saarland der dort weiterhin hohen Popularität von Oskar Lafontaine geschuldet ist. In Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Bayern erreichte DIE LINKE bei Wahlen hingegen nie mehr als drei Prozent.
In den neuen Bundesländern kann von einer Stagnation schon nicht mehr gesprochen werden, hier geht ihr Einfluss zurück. Bei nahezu allen Landtagswahlen der letzten Jahre hat sie dort an Stimmen eingebüßt. In Brandenburg fiel sie von 27,2 Prozent im Jahr 2009 auf nur noch 18,6 Prozent in 2014, in Mecklenburg-Vorpommern von 18,4 Prozent in 2011 auf 13,2 Prozent in 2016, in Sachsen von 20,6 Prozent in 2009 auf 18,9 Prozent in 2014 und in Sachsen-Anhalt von 23,7 Prozent in 2011 auf 16,3 Prozent in 2016. In Thüringen gab es einen leichten Zuwachs von 27,4 Prozent in 2009 auf 28,2 Prozent in 2014.
Allein in Berlin konnte sie deutlich zulegen: Von 11,7 Prozent im Jahr 2011 auf 15,6 Prozent in 2016. Hinter diesem Erfolg verbirgt sich aber eine Besonderheit: Hatte die damalige PDS 2002 noch 22,6 Prozent erreicht, verlor sie in Folge ihrer jahrelangen Beteiligung an der Landesregierung bei den Wahlen bis 2011 nicht weniger als die Hälfte ihrer Wähler. Der Erfolg von 2016 stellt daher nur eine Erholung auf niedrigem Niveau dar. Das Bild von einer schwindenden Wählerschaft der Partei im Osten bestätigen auch die Ergebnisse der Bundestagswahl im September 2017. In allen östlichen Bundesländern verlor sie an Stimmen, am stärksten in Thüringen (minus 6,6 Prozent), in Sachsen-Anhalt (minus 6,2 Prozent) und in Brandenburg (minus 5,3 Prozent). Allein die Gewinne der Partei im Westen sorgten für einen leichten Zuwachs auf Bundesebene.
Insgesamt bietet die Partei DIE LINKE bei Wahlen ein Bild der Stagnation. Diese Stagnation könnte schnell von einem Niedergang abgelöst werden, dann nämlich, wenn die SPD eines vielleicht gar nicht mehr so fernen Tages in die Opposition wechselt und sich anschließend eindeutig links positioniert. Worin bestünde dann der eigentliche Existenzsinn der Partei DIE LINKE? Die mit ihr immer noch verbundene, aus der SED kommende alte sozialistische bzw. kommunistische Tradition wäre es jedenfalls nicht mehr. Sie verblasst zusehends.
Eine zu Kampagnen unfähige Sammlungspartei
Doch Misserfolge einer Partei bei Wahlen, selbst wenn sie über Jahre andauern, rechtfertigen allein nicht einen negativen Ausblick auf deren Zukunft. Es sind vielmehr tiefgreifende, strukturelle Probleme, die der Linkspartei zu schaffen machen. DIE LINKE erfüllt grundlegende Voraussetzungen nicht, um als eine eingriffsfähige sozialistische Kraft gelten zu können.
Dazu müsste sie vor allem kampagnenfähig sein.
Das ist sie aber nicht. Weder in Fragen der betrieblichen Arbeit, der Mieten- oder Gesundheitspolitik noch in der Auseinandersetzung um Krieg und Frieden ist sie in der Lage, wirksam öffentliche Aktionen zu initiieren und dabei auch Nichtmitglieder für gemeinsame Ziele zu mobilisieren. So war zwar ihre von einem Parteitag beschlossene Kampagne „Das muss drin sein!“ gut gemeint, blieb aber ohne jede Wirkung. Nicht einmal die Mehrheit der eigenen Mitglieder dürfte jemals etwas von ihr gehört haben. Die nach 2007 bestehenden Hoffnungen, in der betrieblichen Verankerung voranzukommen, erfüllten sich nicht. Zu keinem Zeitpunkt konnte die Linkspartei die Hegemonie der SPD in den Gewerkschaften in Frage stellen.
Die Kampagnenunfähigkeit der Partei DIE LINKE ist vor allem ihrer Zersplitterung geschuldet, existieren doch unter ihrem Dach die unterschiedlichsten Milieus und Strömungen, ohne dass sie größer Kenntnis voneinander nehmen. Die Partei beherbergt nicht weniger als 26 bundesweite Arbeitsgemeinschaften, die meist über eigene Strukturen wie Vorstände, Delegierte, Bundestreffen sowie Informationsdienste verfügen. Hinzu kommen zwei wie eigenständige Parteien in ihr agierende trotzkistische Strömungen: Das „Netzwerk Marx 21“ und die „Sozialistische Alternative Voran (SAV)“.
Die Kritiker des Vorstoßes von Lafontaine und Wagenknecht können daher zu Recht behaupten, dass mit der Partei DIE LINKE längst die geforderte Sammlungsbewegung besteht. Nach Aussage von Parteichef Bernd Riexinger in der Tageszeitung Junge Welt vom 9. Januar 2018 sei das sogar eine „große Leistung“. Das ist jedoch ein zweifelhaftes Lob, denn das Modell einer „Patchworkpartei“ bzw. einer „Mosaiklinken“ mag zwar als Reaktion auf eine überzentralisierte Kaderpartei wie die SED bzw. einer nach der Wende zersprengten westdeutschen Linken einmal einer bestimmten historischen Situation entsprochen haben, heute hingegen blockiert es die Handlungsfähigkeit der Linkspartei.
Dort aber, wo sich heute eine Linke in Europa auf dem Vormarsch befindet, verdankt sie es vor allem der Fähigkeit, ihre Ressourcen auf wenige Themen zu konzentrieren. So haben sich die Sozialistische Partei der Niederlande (SP) und die belgische Partei der Arbeit (PdA) auf eine beharrliche Arbeit im Gesundheitssektor ausgerichtet. Mit einem Netzwerk linker Ärzte und sogar von ganzen Polikliniken konnten sie so Vertrauen in der arbeitenden Klasse erringen. Seit Jahren führt die PdA mit ihrer Forderung nach einer Millionärssteuer eine Kampagne zur höheren Besteuerung der Reichen und konnte damit die anderen Parteien zwingen, sich dazu zu verhalten.
Auch der Bewegung La France insoumise (unbeugsames Frankreich) unter Jean-Luc Mélenchon gelang es, mit der Konzentration auf Kampagnen zur Verteidigung der Rechte der Lohnabhängigen durchzudringen. Ein weiteres Beispiel dafür, wie man heute als linke Kraft durch Bündelung der Ressourcen erfolgreich sein kann, liefert die Landesorganisation Steiermark der Kommunistischen Partei Österreichs (KPÖ). Seit Jahr und Tag konzentriert sie ihre Arbeit ganz auf die Wohnungsfrage. Mit dieser Strategie ist sie überaus erfolgreich. In der steirischen Hauptstadt Graz gilt sie inzwischen als die Mietenpartei.
Diesen Parteien ist es so gelungen, wichtige gesellschaftliche Akteure in ihren Ländern zu werden, die Sozialdemokratie zu bedrängen bzw., wie in den Niederlanden, in Frankreich, im belgischen Wallonien oder in Graz, sogar hinter sich zu lassen. Bedingung für diesen Erfolg ist aber die tägliche Bereitschaft der Parteimitglieder, ihre verschiedenen Partikularinteressen, vor allem die Vertretung der eigenen Gruppenidentität, hinter sich zu lassen und ihre ganze Kraft gemeinsamen Anliegen zu widmen. Erst diese Fähigkeit zu kollektivem Handeln macht aus einer zersplitterten Sammlungspartei eine sozialistische Kraft, die zum aktiven Eingreifen fähig ist.
An Einfluss verlieren hingegen europäische Linksparteien, die sich, wie die griechische Syriza oder die italienische Rifondazione Comunista (RC, Kommunistische Wiedergründung), als „Bewegungsparteien“ verstehen. Syriza hat sich längst aus der „Koalition der Radikalen Linken“, wie offiziell noch immer heißt, zu einer autoritär von Ministerpräsident Alexis Tsipras geführten Partei entwickelt. Und Italiens RC erklärte sich 2002 unter ihrem einstigen Vorsitzenden Fausto Bertinotti zur „Bewegung der Bewegungen“ und begann in diesem Sinn, die eine Partei charakterisierenden Elemente Stück um Stück aus ihr zu entfernen. Die RC ist inzwischen weitgehend zerfallen und kandidiert bei Wahlen nur noch als Teil immer wieder neu zusammengesetzter Wahlbündnisse linker Bewegungen und Parteien. Bei Wahlen blieben diese Bündnisse allesamt erfolglos.
DIE LINKE als entideologisierte Sammlungspartei
Dem Anspruch, eine bloße Sammlungs- bzw. Bewegungspartei zu sein, entspricht regelmäßig die ideologische Beliebigkeit. Ein theoretisches Zentrum, eine für alle Mitglieder programmatisch festgelegte und verbindliche Weltanschauung, existiert in diesen Parteien nirgendwo.
In ihrem Erfurter Grundsatzprogramm von 2012 hält die DIE LINKE zwar an der Forderung nach einer sozialistischen Gesellschaft als politische Zielvorstellung fest, aber diese ist nur noch ein abstrakter Wert, vergleichbar mit dem ethischen bzw. demokratischen Sozialismus der Sozialdemokratie. Der bürgerliche Staat wird als weitgehend klassenneutral bewertet und dementsprechend sein Charakter allein von veränderten parlamentarischen Machtverhältnissen abhängig gesehen.
Slogans wie „Für einen Politikwechsel“ bzw. „Für einen Richtungswechsel“ sind Ausdruck dieses illusorischen Glaubens an die Klassenneutralität des bürgerlichen Staates. Der demokratische Sozialismus als Ziel, über dessen Realisierung im Programm keine näheren Aussagen gemacht werden, wird auf diese Weise zu einem bloßen Markenzeichen, zu einer Corporate Identity. Das Erfurter Grundsatzprogramm hat denn auch für die tägliche Arbeit der Partei DIE LINKE nie eine anleitende Rolle gespielt. Die verschiedenen Strömungen und Richtungen in ihr nutzen es lediglich als Steinbruch, um mit einzelnen Zitaten daraus, ihre jeweiligen Positionen zu rechtfertigen.
Die in Westeuropa erfolgreichen linken Parteien gehen im Unterschied dazu auch in ihrer weltanschaulichen Ausrichtung andere Wege. Sie versuchen ein theoretisches Zentrum zu rekonstruieren und beziehen sich dabei auf die marxistische Gesellschaftstheorie. Von den Sammlungs- bzw. Bewegungsparteien innerhalb der Europäischen Linken (EL) werden sie deshalb oft des Dogmatismus beschuldigt. Diesen Vorwurf erhebt etwa die Führung der italienischen Rifondazione Comunista gegenüber der wiedergegründeten PCI, zu der sich u.a. der Historiker und Philosoph Domenico Losurdo bekennt.
Auch die steirischen Kommunisten werden von der Bundesführung der KPÖ regelmäßig der Orthodoxie angeklagt. Der Bewegung La France insoumise wird wiederum von der Kommunistischen Partei Frankreichs (KPF) vorgeworfen, sich unter Jean-Luc Mélenchon beharrlich einer Zusammenarbeit mit den Sozialisten zu verweigern und zugleich scharf die EU zu kritisieren, Haltungen, die die KPF als „unmodern“ verwirft. In Belgien wird der PdA von ihren Gegnern vorgeworfen, die Zeichen der Zeit nicht erkannt zu haben und weiterhin am Marxismus und sogar am Prinzip einer Kaderorganisation festzuhalten. Nicht bedacht wird angesichts dieser Vorwürfe, dass die erfolgreiche praktische Arbeit all dieser Parteien auch das Ergebnis einer Festigung ihrer theoretischen Positionen ist.
Bei allen aktuellen Überlegungen hinsichtlich der Notwendigkeit der Schaffung einer breiten linken Volkspartei gilt daher: Die Sammlung möglichst vieler Mitglieder in einer solchen Partei kann nur gelingen, wenn sie in der Lage ist, sich auf einheitliche Aktionen und Kampagnen zu verständigen, und wenn sie zugleich ein hinreichend geschlossenes theoretisches Weltbild herausbilden kann, an dem sich ihre Mitglieder ausrichten können.
Postmaterielle, identitäre Sozialdemokraten und Linke
Die europaweiten Verluste der Sozialdemokratie, die in einigen Ländern, etwa in Frankreich, den Niederlanden, Irland, Griechenland und in Tschechien, bereits zu ihrer Marginalisierung geführt haben, sind Ergebnis des zerbrochenen Vertrauens der arbeitenden Klasse in die Sozialdemokratie als ihre einstmalige Interessensvertretung. Dahinter steht die Erfahrung, dass die sozialdemokratischen Eliten, einmal an die Macht gelangt, bruchlos an die neoliberale Politik der Konservativen und Liberalen anknüpfen, und sie – wie in Deutschland unter Schröder geschehen – sogar noch verschärfen.
Die Sozialdemokraten öffneten sich aber nicht nur dem Neoliberalismus als Wirtschaftsstrategie sondern auch Politikinhalten, die man zusammengefasst als postmaterielle bezeichnen kann. Überall übernahmen sie Werte und Inhalte der Grünen bzw. der „neuen sozialen Bewegungen“, der Umweltbewegung, der Feministinnen sowie der verschiedenen Initiativen zur Gleichstellung von Minderheiten. Die traditionelle Ausrichtung linker Politik auf gesamtgesellschaftliche Ziele, auf die Emanzipation der Lohnabhängigen als der übergroßen Mehrheit der Bevölkerung, ging dabei verloren. An ihre Stelle trat oft eine Politik, in der nur ihre authentische Bedeutung für den jeweils Einzelnen zählt.
Das politische Engagement wird jeweils daraufhin überprüft, was es ganz konkret und möglichst schnell zur Verbesserung der eigenen gesellschaftlichen Lage bzw. der eigenen Gruppe, und sei sie noch so klein, beitragen kann. Gesamtgesellschaftliches Engagement ist von identitärer Politik abgelöst worden. Der US-amerikanische Sozialwissenschaftler Mark Lilla beschreibt unter der Überschrift „Identitätspolitik – Die Linke hat sich selbst zerstört“ in der Neuen Zürcher Zeitung vom 17. August 2017 beispielhaft das Verhalten von Studenten, die sich selbst als linkslibertär verstehen:
„Für diese Studenten – die künftige Elite – ist die Grenze zwischen Selbsterforschung und politischem Handeln diffus geworden. Ihr politisches Engagement ist aufrichtig, aber fest eingehegt in den Grenzen ihrer Selbstdefinition. (…) Angelegenheiten, die nicht ihre Identität tangieren oder ihresgleichen betreffen, werden kaum wahrgenommen. Und klassische linksliberale Ideen wie Bürgersinn, Solidarität und Gemeinwohl bedeuten ihnen wenig.“
Diese „Selbstzerstörung der Linken“ ist auch in Europa zu beobachten. Bei den französischen Sozialisten trat der jahrelange Kulturkampf mit Konservativen und katholischer Kirche um die gleichgeschlechtliche Ehe an die Stelle des Kampfes um die Verteidigung der Rechte der Lohnabhängigen. Präsident Hollande versuchte, seine neoliberale Politik als etwas anderes auszugeben und sein Linkssein auf ῾gesellschaftliche῾ Fragen (wie die Homosexuellen-Ehe) zu stützen. Auch der frühere sozialdemokratische Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, zeigte, wie Neoliberalismus und Kampf um Gleichstellung gut zusammengehen.
Während er den Beschäftigten des öffentlichen Dienstes androhte, zu sparen „bis es quietscht“ ließ er sich zugleich auf einem Wagen der Berliner Christopher Street Day Parade feiern. Es war ein bezeichnendes Symbol, dass nach der auch mit Stimmen aus der CDU/CSU-Fraktion möglich gewordenen Bundestagsentscheidung zur Zulassung der „Eheschließung für Personen gleichen Geschlechts“ im Juni 2017 über der Zentrale der Berliner SPD über Wochen die Regenbogenfahne an Stelle der roten Parteifahne aufgezogen war.
Über die Gründe für die sich häufenden Wahlverluste der SPD schrieb der Sozialwissenschaftler Wolfgang Merkel am 22. Oktober 2017 in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung:
„Diese Sozialdemokraten hatten ihre kommunitaristische Tradition vernachlässigt und in einer kosmopolitisch-linken Identitätspolitik ihr progressives Heil gesucht.“
Rechtspopulistische Parteien bekommen so leichtes Spiel, erhalten sie doch ohne größere eigene Anstrengung Zulauf aus dem sozialdemokratischen Milieu. Sie brauchen nur die von der Linken aufgegebenen Werte wie Gemeinwohl, Bürgersinn und Engagement für das eigene Land zu übernehmen. Anschließend können sie sie in ihrem Sinne auslegen. Dass die neuen Rechten aber zugleich in der Wolle gefärbte Neoliberale sind, geht dabei unter.
Die Ausrichtung auf postmaterielle Werte und Identitätspolitik hat längst auch die Partei DIE LINKE erfasst. Die dafür stehende Strömung „Emanzipatorische Linke“ um die Zeitschrift „Prager Frühling“ konnte in den letzten Jahren bemerkenswerte Siege im Kampf um Mehrheiten in der Partei erringen. Sie fielen ihnen leicht, da sie in der Linkspartei, im Unterschied zur Sozialdemokratie, nicht erst starke Reste gewerkschaftlicher Orientierung überwinden mussten. Die in der PDS bzw. in der Linkspartei verbliebenen Sozialisten und Kommunisten waren hingegen nicht in der Lage oder willens, dieser Strömung Widerstand entgegenzusetzen.
Mit Katja Kipping konnten die „Emanzipativen“ auf dem Parteitag 2012 sogar die Parteispitze erobern. Dank ihres kadermäßigen Vorgehens stellen sie, trotz einer im Verhältnis zur Gesamtmitgliedschaft vergleichsweise geringen Anhängerschaft, inzwischen in vielen Vorständen von Landesverbänden sowie im Parteivorstand - hier im Bündnis mit Vertretern des traditionell rechten Parteiflügels - die Mehrheit. Nach den Bundestagswahlen konnte sich dieser Flügel über eine Reihe neuer Bundestagsabgeordneter freuen, die sich dort sogleich hinter Kipping stellte. Zuwachs erhielten die „Emanzipativen“ zudem durch die Übernahme der Konkursmasse der libertären Piratenpartei.
Mit dieser Wende hin zu einer „kosmopolitisch-linken Identitätspolitik“ ergeben sich für die Linkspartei neue Schnittmengen mit einer in ihren urbanen Mittelstandsmilieus inzwischen ganz ähnlich ausgerichteten Sozialdemokratie und natürlich mit den Grünen. Auf dieser Grundlage soll eines Tages auf Bundesebene eine Rot-Rot-Grüne Zusammenarbeit zustande kommen. Programmatisch vorbereitet wird sie schon heute vom „Institut Solidarische Moderne“ (ISM), in dessen Vorstand Repräsentanten der drei Parteien vertreten sind: Katja Kipping, Axel Troost und Sabine Leidig für die Linkspartei, Andrea Ypsilanti, Hilde Mattheis für die SPD sowie Katharina Beck für die Grünen.
Da sich Sahra Wagenknecht einer solchen Ausrichtung der Linkspartei widersetzt, sie weder Anhängerin einer Rot-Rot-Grünen Zusammenarbeit noch einer „kosmopolitisch-linken Identitätspolitik“ ist, sollte sie direkt nach den Bundestagswahlen in ihren Rechten als Vorsitzende der Bundestagsfraktion beschnitten und damit demontiert werden. Das war der wirkliche Hintergrund der in der Presse als bloße „Personalquerele“ beschriebenen Auseinandersetzung vom Herbst 2017.
In diesem Konflikt zeigte sich aber gleichzeitig, dass Wagenknecht für ihre Positionen Unterstützung weit über die Linkspartei hinaus genießt. So gelang es ihr leicht, für ihren Online-Newsletter „Team Sahra“ innerhalb kurzer Zeit Zehntausende Unterstützer zu gewinnen. Es sind vor allem diejenigen, die sich nach einer Wiederherstellung des Sozialstaats sehnen und für die der nationale Rahmen als Schutzraum nicht geschwächt oder in einer EU überwunden werden darf. Der Chef der Thüringer Staatskanzlei und Minister für Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten im Kabinett Bodo Ramelow, Benjamin-Emmanuel Hoff, schreibt am 17. Januar 2018 in der Online-Seite der Wochenzeitung Freitag der über die Bedürfnisse dieser Menschen in einer bemerkenswert abwertenden Sprache:
„Der resignatitv-autoritäre Teil orientiert auf die Wiederherstellung des alten Sozialstaats. Er möchte sich an die ihm paternalistisch gegenübertretende Macht anlehnen und erwartet von ihr Schutz durch Protektionismus und Schutz vor Fremden, die er fürchtet.“
Mit jenen wollen die Hoffs und andere natürlich nichts zu tun haben. Die überlässt man lieber der AfD!
Klarheit über die Ziele herstellen!
Der Vorschlag von Oskar Lafontaine und Sahra Wagenknecht für eine neue linke Sammlungsbewegung, die über den Rahmen der Linkspartei hinausgeht, dürfte zunächst darauf abzielen, die Stimmen jener Ungehörten zu Gehör zu bringen, die als „resignatitv-autoritärer Teil“ abgetan werden. Die innerparteiliche Stellung von Lafontaine und Wagenknecht und der mit ihnen Verbundenen ließe sich dadurch stärken.
Eine neue Sammlungsbewegung aber, die ihren Mittelpunkt in der Linkspartei auf Grundlage postmaterieller und identitärer Inhalte hätte und zu der dann all diejenigen aus der SPD stoßen würden, die sich einer Koalition mit den Unionsparteien verweigern, da sie in einem solchen Bündnis Fragen der Migration oder der Minderheitenrechte in ihrem libertären, identitären Sinne nicht gewahrt sehen, wäre aber alles andere als ein Gewinn. In diesem Zusammenhang ist bezeichnend, dass der Bundesvorsitzende der Jungsozialisten, Kevin Kühnert, in seiner Zeit als Vorsitzender der Berliner Jusos das Deutschlandfest der SPD allein wegen des Worts „Deutschland“ boykottierte. Mit einer solchen Sammlungsbewegung würden die Probleme lediglich auf eine andere, höhere Ebene gehoben werden.
Der dem Vorstoß von Lafontaine und Wagenknecht zu Grunde liegende inhaltliche Konflikt verweist darauf, dass die Zeiten von linken Mosaik- bzw. Patchworkparteien europaweit zu Ende gehen. Die Krise der deutschen Linkspartei ist Teil einer westeuropäischen Entwicklung, in der sich zeigt, dass das Modell der pluralistischen, ohne theoretisches Zentrum arbeitenden linken Sammlungs- bzw. Bewegungspartei für immer mehr sich links Engagierende als nicht mehr der heutigen Situation angemessen angesehen wird.
Doch so wenig wie die italienische Rifondazione Comunista oder die Kommunistische Partei Frankreichs zu einer Überwindung ihres überkommenen Parteimodells in der Lage sind, so wenig dürfte es die Partei DIE LINKE sein. So werden sich daher auch in Deutschland früher oder später die Wege jener, die dieses Modell bewahren wollen, von denen, die es als untauglich für eine offensive sozialistische Politik ansehen, trennen. Dabei handelt es sich keineswegs um eine abstrakte akademische Diskussion. Es geht um viel. Es bedarf dringend einer politischen Kraft, die sich dem starken Rechtstrend entgegenstemmt, der jetzt auch Deutschland erfasst. Die Partei DIE LINKE ist diese Kraft aber nicht.
Notwendig ist daher, Klarheit über die Ziele einer möglichen neuen linken Formation zu gewinnen. Im Mittelpunkt muss dabei die soziale Frage stehen, die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums von oben nach unten und der Ausbau der sozialen Sicherungssysteme auf nationalstaatlicher Ebene. Dazu gehört auch eine eindeutige Haltung gegenüber der Europäischen Union, die davon ausgeht, dass sie nicht zu einer demokratischen und sozialen EU transformiert werden kann. Dazu gehört zudem ein unverkrampftes Verhältnis gegenüber der eigenen Nation, deren Erhalt auch für die Arbeiterbewegung ein hohes Gut darstellt. Und schließlich gehört dazu eine realistische Flüchtlingspolitik, die Abschied nimmt von der illusionären Forderung nach offenen Grenzen für alle.
Merkel-Kompatibilität: Zwei Parteirechte werden Grünen-Vorsitzende
Proporz in der Parteispitze aufgegeben - Auch Ämterpatronage ist wieder angesagt

Nachdem sich die Grünen- Kader in Jamaika-Verhandlungen sich als CDU kompatibel und auch zur Kooperation mit CSU- Rechtspopulisten und Obergrenzen-Fans bereit zeigten, wurden jetzt auf dem Parteitag der Grünen zwei Parteirechte als "Realos" zu Co-Vorsitzendender Grünen-Partei gewählt.
Der krasse Rechtsruck der Grünen soll die Grünen CDU/CSU kompatibel und Bündnisse mit Rechtspopulisten in der Zukunft möglich machen.
So hatten die Grünen in den Jamaika- Verhandlungen auch Bereitschaft signalisiert, die Obergrenze der CSU Rechtspopulisten mitzutragen - ebenso wie mögliche Sammellager in Afrika, die teilweise als Konzentartionslager in Libyen beschrieben werden, in denen auch gefoltert wird.
Die Menschenrechte sind für "Grüne" sekundär geworden.
Robert Habeck ist neuer Vorsitzender der Grünen. Der schleswig-holsteinische Umweltminister erhielt am Samstag beim Bundesparteitag in Hannover 83,3 Prozent der Stimmen.
Er bildet gemeinsam mit der Bundestagsabgeordneten Annalena Barbock die neue Doppelspitze der Grünen.
Die linke Kandidatin wurde von den Konzernmedien wie den Staatsmedien im Vorfeld weir weniger gepuscht - zudem machtebn sich CDU affine Leitmedien dafür stark, diesen Proporz von einem Linen und einer Rechten an der Parteispitze zu brechen.
Der Parteitag hat den Vorgaben von Staatsmedien und Konzernmedien entsprochen.
Habeck hat mit seiner Wahl auch das grüne Ur-Prinzip der Trennung von Amtz ind Mandat übner Bord geworfen.
Dadurch klebt der Geruch der Machtgeilheit an seiner Wahl . Vielleicht geht es einfach auch nur um Ministergehälter, auf die er nicht verzischten kann und will. - zumal gerade er sich als weltoffen und modern präsentiert.
Am Freitagabend hatte die Partei Habeck zuliebe ihre Satzung geändert, so dass er acht Monate lang sowohl Parteichef als auch Minister sein kann. Die Ämtertrennung gehört zu den Grundprinzipien der Grünen. Habeck hatte seine Bedingung für die Kandidatur damit erklärt, dass er sein Ministeramt geordnet übergeben will.
So wird die Partei der Grünen immer mehr zu einer neoliberalen FDP 2.0. die als rechtsliberale Kraft das Bündnis mit Konservativen und Rechtspopulisten aus CDU und CSU sucht.
Baerbock hatte sich zuvor mit rund 64 Prozent der Stimmen gegen die niedersächsische Fraktionsvorsitzende und Parteilinke Anja Piel durchgesetzt. "Ich werde mein Bestes geben", sagte sie.
Die Klimaschutz-Expertin war unter anderem vom scheidenden Parteichef Cem Özdemir und von Bundestagsfraktionschefin Katrin Göring-Eckardt unterstützt worden.
Damit sind die Grünen endgültig im neoliberalen und kriegsbefürwortenden System der Bundesrepublik angekommen.
Die Grünen haben die Maidan- Faschisten in der Ukraine genauso unterstützt wie Kopf-ab-Dschihadisten im Kampf gegen Assad in Syrien -- Transatlantiker udn Russophobe haben das Kommando übernommen. Human und ökologisch geht anders - zumal man auch bereit war, die Klimaziele für eine Jamaika- Koalition zu schleifen.
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